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Mai Pen Rai

„Mai Pen Rai“ ist eine Redewendung die in Thailand für verschiedene Situationen angewendet werden kann. Wörtlich wird diese beliebte Formulierung mit „macht nichts“ oder „war nix“ übersetzt. Sie spiegelt aber auch die buddhistisch geprägte Lebensart der Thailänder wider. Für sie ist es sowohl wichtig in jeder Situation Haltung zu bewahren als auch nie den Mut und die Zuversicht zu verlieren. So können sie ihrem Gegenüber stets mit Geduld und Gelassenheit begegnen.

Auf unserer Thailandreise durften wir diese äußerst wohltuende Lebenseinstellung vier Wochen lang auf uns einwirken lassen.

Dafür sind wir nach unserer Japanreise mit einem Zwischenstopp in Macau von Osaka nach Bangkok geflogen. Die nötigen Bahts für unsere erste Taxifahrt zum Hotel haben wir gleich am Flughafen bei SuperRich Currency Exchange zu sehr fairen Kursen gewechselt. Die ersten zwei Nächte verbrachten wir im Livotel Hotel Lat Phrao, nahe der Wassertaxistation Wat Klang. Diese wiederum ist nur ein Haltestelle entfernt von der Shoppingmall Lifestore Bangkapi, wo gefühlt alle Geschäfte und Restaurants der Offenbacher Innenstadt reinpassen würde. Wir müssen gestehen, dass wir der Versuchung nicht widerstehen konnten mehrmals in diesem monströsen Konsumtempel einzukehren.

Eigentlich hatten wir dann vorgehabt mit einem Linienbus nach Rayong zu fahren, aber unser Taxifahrer, der uns nur zum Busterminal bringen sollte, schlug uns einen fairen Deal vor, so daß wir mit ihm die ganze Strecke in über 3 Stunden zu unserem Hotel „The Great Rayong“ fuhren.

Hier verlebten wir sechs entspannte Tage am Mae Ram Phueng Beach. Wir düsten gemütlich mit einem sogenannten Saleng (Moped mit Beiwagen) durch die Umgebung, besuchten die lokalen Märkte, schauten uns den Khao Laem Ya National Park mit freilebenden Affen an und feierten Yasus 6. Geburtstag. Wir gönnten uns hier auch unsere ersten Thaimassagen, chillten im Hotelpool, sammelten Muscheln und beobachteten die Sonnenuntergänge am Strand.

Danach fuhren wir, diesmal mit einem normalen Linienbus, von Ban Phe Pier zurück nach Bangkok und kehrten wieder im Livotel ein, wo wir praktischer Weise, einen Koffer voller Klamotten und andere Utensilien da lassen konnten, die wir nur in Japan gebraucht hatten. Vom Flughafen Bangkok Suvarnabhumi verabschiedeten wir dann Oma Keiko nach Deutschland, die die letzten zwei Wochen mit uns gereist war.

Etwas herausfordernd wurde dann unsere weitere Reise Richtung Süden. Aufgrund einer Überbuchung durften wir bei unserer 10-stündigen Zufahrt nach Surat Thani, statt wie angedacht im 1. Klasse Schlafwagen, uns auf den sehr soliden Holzbänken der 3. Klasse zusammenkuscheln und die Nachtfahrt auf ruckeligen thailändischen Schienen intensiv erleben. Morgens früh angekommen ging es dann weiter mit der Fähre nach Koh Samui, wo wir dann wieder eine sehr entspannte Woche im Sea Breeze Bungalow direkt am Lamai Beach verbringen konnten. Schwimmen im Meer, Joggen am Strand, frische Kokosnüsse schlürfen am Pool und feinste vegane Küche a la carte in Restaurants wie dem „Pure Vegan Heaven“ oder „Annie“, wir haben es uns gut gehen lassen. 

Hier ein paar Eindrücke von dieser Zeit in diesem Video:

Bei einer Speedboat-Tagestour beobachteten wir, wenn auch nur sehr kurz, ein paar rosa Delphine, sahen beim Schnorcheln dann deutlich mehr Fische und verbrachten eine Stunde mit frei-lebenden Schweinen auf Koh Madsum.

Wir hoppten dann weiter mit dem Lomprayah-Katamaran auf die Insel Koh Phangan, wo wir uns für 9 Tage einen geräumigen AirBnB-Bungalow nahe dem Hin Kong Beach gemietet hatten. Ausgestattet mit einem Honda PCX-„Familien“-Roller erkundeten wir die Insel. Im Nationalpark Than Sadet, sahen wir das erste Mal einen Wasserfall in Thailand, fütterten die beeindruckenden Elefanten im Phangan Elephant Sanctuary, umarmten den größten Yang Na Baum und schnorchelten im Meer beim Secret Beach. Ansonsten planschten Yasu und Moto öfters Mal im nahegelegenen Pool des Ford Resorts, während Lisa im Ananda Yoga Center sich an diversen Yoga-Stilen ausprobierte. Dabei versorgten wir uns täglich mit sonnengereiftem Obst, wie Mango, Papaya, Ananas, Drachenfrucht, Jackfruit oder auch frisch frittierten Pommes mit Ketchup. Zudem waren Wassermelonensaft und Kokosnusswasser unsere Standardgetränke. Auch wenn die Hauptsaison schon zu Ende war, konnten wir ab und zu sogar Durian kaufen. 

Am Abreisetag von Koh Phangan freuten wir uns alle schon auf unsere diesmal frühzeitig gebuchte 1. Klasse Schlafwagenfahrt zurück nach Bangkok, um dann am Bahnhof nach stundenlanger Wartezeit in einer durchaus netten thailändischen Gaststätte feststellen zu dürfen, dass unser Zug sowie alle weiteren Züge an diesem Tag wegen eines Unfalles ausfallen würden. Die Monsunzeit hatte gerade in dieser Region angefangen, was diesen Umstand begünstigt haben könnte. Mit einer fast abenteuerlichen Fahrt in einem zwar überdachten, aber ansonsten recht offenen Songthaew Pickup Taxi fuhren wir dann durch regenüberströmte Straßen zu einer Unterkunft in der Nähe eines Busterminals, von wo wir dann am darauffolgenden Morgen mit dem Sombat Tourbus nach Bangkok fuhren. Statt wie geplant unseren vorletzten Reisetag in Bangkok mit Thaimassage und Shopping zu verbringen, saßen wir dann über 10 Stunden im Bus und schauten uns ausgiebig die tropische Landschaft an, bevor wir dann abends endlich im uns jetzt fast vertrauten Livotel Hotel ankamen.

Nichtsdestotrotz, Mai Pen Rai, wir haben eine wunderbare Zeit in Thailand erlebt. Es war eine ausgewogene Mischung aus Herausforderungen und Erholung. Wir hatten außer unserem nicht stattgefundenen 1. Klasse Schlafwagen-Erlebnis noch ein paar Situationen, in denen Mai Pen Rai wohl die passende Aussage war. Sei es die geselligen Ameisen beim Obstessen auf unserer Terrasse, fremdartige Düfte bei manchen Übernachtungsstätten, Froschkonzerte in der Nacht oder ein abgebrochener Zahn, jeder Tag war für eine Überraschung gut. Adrenalin-fördernd waren außerdem manchmal die Ausflüge mit unseren gemieteten Vehikeln. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen konnten die Straßen dann doch mal mehr befahren, rutschiger, holpriger, steiler oder gar wasserüberfluteter sein als erwartet. Wir durften auf jeden Fall täglich dazulernen und den meisten Spaß dabei hatte wohl der Jüngste unter uns. Ab und an vermisste Yasu doch seine Kumpels in Deutschland, aber wenn wieder etwas passierte was seine Eltern nicht unbedingt gebraucht hätten, war das so spannend für ihn, daß etwaige Heimweh-Gedanken vergessen waren.

Mittlerweile sind wir wieder zurück und genießen es zu Hause zu sein. So schön auch der ganze Komfort war, sich nicht mit den täglichen Haushaltsaufgaben wie Putzen, Aufräumen, Wäsche waschen, Kochen oder Spülen beschäftigen zu müssen, so schön ist es auch wieder in einer vertrauten Umgebung zu sein, welche wir ja über die Jahre selbst kreiert und mitgestaltet haben. 

Lisa hatte gleich ihre Gaudi dabei unsere geräumige praktisch eingerichtete Wohnung für die Weihnachtsfesttage herauszuputzen und vegane Zimtschnecken für alle zu backen. Yasu wollte gleich vor den Erziehern im Waldkindergarten sein, nachdem er bereits Jetlag-bedingt um 4 Uhr morgens wach war. Auch wenn wir das nicht geschafft haben, durfte er dort gleich seinen Geburtstag nachfeiern. Moto freute sich, dass die Ente relativ bald ansprang und er wieder auf altvertrauten Wegen fahren konnte. Außerdem genoß er es endlich wieder bei den alten Herren Fußball zu spielen und anschließend ein gutes alkoholfreies Bier zu trinken.

Durch unsere Reise können wir all die Vorzüge und Privilegien, die uns in Deutschland über die Jahre zu Gute kamen, wie etwa Fahrradwege, Wasser in Glasflaschen, Kleinanzeigen.de oder die Unverpackt- und Bioläden wieder mehr wertschätzen.

Life is wonderfull! Für diese Erkenntnis sind wir diesmal über zwei Monate verteilt Tausende von Kilometern über Luft-, See- und Landweg gereist. Mal schauen wie lange die therapeutische Wirkung dieser effektiven Life-Coaching-Maßnahme nun anhalten wird. 

Wie auch immer, wir wünschen Euch und auch uns selbst besinnliche Weihnachten sowie einen zuversichtlich mutigen Rutsch in das neue Jahr 2025! Möge der innere Kompass in all unseren Herzen weiterhin die richtige Richtung für eine erfüllende Lebensreise anzeigen.

Mit ganz lieben Grüßen wieder aus Bürgel,

Eure Familie Watanabe

P.S.: Hier noch ein weiteres Video vom letzten Teil der Reise und ein paar Bilder. 🙂