Ganz ehrlich, unsere erste Nacht in der Jurte war nicht das Highlight unserer Familienlandsitzerlebnisse. Durch den vielen Regen und die undichte Isolierung war es innen recht feucht geworden und es roch modrig. Wir waren definitiv im falschen Film. Wir konnten zwar in der Nacht gleich einen Ofen installieren, aber richtig warm wurde es nicht. Die kalte Luft blies durch die Löcher in der Jurte und durch unsere Schlafsäcke. Es waren die besten Voraussetzungen für eine romantische Nacht zu zweit bei Kerzenlicht, um die Familienplanung voranzutreiben. Zudem hatte in der Woche die Behörde sich die Mühe gemacht persönlich anzurufen und uns mitzuteilen, dass wir aufgrund einer Anzeige eines Jägers, die Jurte wieder abbauen dürfen. Sei’s drum. Trotzig und naiv wie wir sind haben wir uns eingeredet, dass wir wieder eine gute Gelegenheit haben uns abzuhärten und so getan als würden wir die Nacht gemütlich durchschlafen.
Irgendwie hat das tatsächlich geklappt und das Blatt wendete sich schneller als gedacht. Mit Hilfe eines zweiten Ofens konnten wir am nächsten Morgen die Temperatur so erhöhen, dass wieder ein angenehmes Raumklima entstand. Später wurden auch die Löcher innovativ mit Korkplatten abgedichtet. Nachdem wir die Jurte gesäubert und mit den vorhandenen Möbeln wohnlich gestaltet hatten, konnten wir gleich Lisas Vater Jürgen, Bruder Jonas, seine Lebenspartnerin Lydia und deren Tochter Olive als unsere ersten Jurtengäste empfangen. Nachdem wir ein leckeres Vorweihnachtsmahl mit Durian, Obstsalat, Grünkohlchips, diversen Rohkost-Salaten, Kürbissuppe und alkoholfreien Punsch verspeist hatten, haben wir unsere erste Jamsession mit Querflöte und Gitarre veranstaltet. Es wurde sowohl beim Essen als auch bei der Musik improvisiert und unser sehr kritischer VIP-Gast Olive hat das mit Wohlwollen und einem kleinen Tanz gewürdigt.
Anschließend gab es eine kleine Tour über das Gelände sowie einen Spaziergang zur Ronneburg. Wobei wir wieder wegen Zeitknappheit nicht die Ronneburg erreichten. Genauso wie vor über 20 Jahren als Lisa und Jonas mit deren Mutter Anke zum ersten Mal die Burg besichtigen wollten. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ach ja, hier noch was zu den Jägern. Deren freundliche Anzeige hatte netterweise dazu geführt, dass wir uns mehr mit dem Thema auseinandersetzen mussten. Damit unsere fürsorglichen Naturliebhaber sich nicht mehr über die Jurte ärgern müssen, haben wir uns entschlossen den Jagdpachtvertrag zu kündigen und unser Grundstück zu befrieden. Wir wollen denen mehr Freizeit mit der Familie gönnen und auch deren Gewissensdruck nehmen, ständig die unschuldigen Bambis und Wildschweinchen auf unserem Grundstück abschießen zu müssen. Falls ihr gern wissen möchtet warum und wie man die Jäger von deren Arbeitsbelastung befreien kann, schaut mal auf diesen Link.
Da das geklärt ist, sind wir auch wieder zuversichtlich, dass wir die Jurte dauerhaft auf unserem Grundstück stehen lassen dürfen, um für unsere landwirtschaftspezifischen Tätigkeiten im bio-veganen Obst- und Gemüseanbau gerüstet zu sein. Als Mitglieder der Bio-Veganen Solidarischen Landwirtschaft Rhein-Main e.V. haben wir gute Chancen diese und weitere landwirtschaftliche Baumaßnahmen genehmigt zu bekommen.
Nach dem ganzen Trubel genießen wir nun Weihnachten mit unserer Patchwork-Familie und mit, durch das Arbeiten in der freien Natur, gestärkten Sinnen und lassen uns von unseren Erst- und Zweit-Mamas & -Papas verwöhnen. 🙂
Wir wünschen Euch allen eine wunderbare Weihnachtszeit!
Eure Lisa und Euer Moto