Frohsinnlichkeit

Rückblickend war 2020 für unsere Familie ein besonders erkenntnisreiches Jahr. Gesellschaftlich gesehen hat sich der Wind heftigst gedreht und wir mussten lernen unsere Segel neu zu setzen, um auf Kurs zu bleiben. In der Politik sahen wir eine fast schon ansteckend wirkende Ausbreitung des autoritären Führungsstiles. Zu basis-demokratischen Diskursen und Lösungsansätzen wurde ein großer Abstand gehalten. Mit den gesetzlichen Hygiene-Maßnahmen wurde ein Credo etabliert, dass unseres Erachtens eine recht einseitige Gesundheitsvorstellung und ein fragwürdiges Moralverständnis fördert. Andersdenkende Menschen wurden von der Obrigkeit ungehört in verschwörungstheoretische oder rechte Ecken geschoben und entsprechend als unsozial abgestempelt. Schon das Äußern einer konstruktiven Kritik an der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung wurde zu einer wahren Mutprobe, bei der die eigene Standfestigkeit gegen einen Shit-Storm ausgetestet werden konnte. Medial wurde das tägliche Darlegen von absoluten Zahlen, welches wenig hilfreich für das persönliche Sicherheitsempfinden ist, dem Erläutern von relativierenden wissenschaftlichen Studien vorgezogen, die eine mehr differenzierte selbstverantwortliche Risikoeinschätzung ermöglicht hätten. Entsprechend häuften sich die Hotspots von verunsicherten und angespannten Leuten mit einem gereizten Umgangston allerorts. Unsere fürsorglichen tierischen Erden-Mitbewohner, wie etwa die hochintelligenten Delphine, wundern sich wohl immer noch über das neue merkwürdige Sozialverhalten ihrer sonst so kontaktfreudigen Spielkameraden.

Dass die freie Verfügbarkeit von Trinkwasser vielerorts nicht mehr gegeben ist und Großkonzernen erlaubt wird öffentliche Wasserquellen für ihre Profitinteressen aufzukaufen fanden wir schon sehr seltsam. Ebenso verwunderlich ist die Tatsache, dass das Spekulieren mit und die einhergehende künstliche Verknappung von Grundnahrungsmitteln in einer Welt mit über 600 Millionen hungernden Menschen von den Verantwortlichen mehr als nur toleriert wird (Filmtipp „We feed the World“ 2005). Wer hätte aber je gedacht, dass die Menschen nun auch für den ungehinderten Zugang zu frischer Atemluft an vielen Orten eine „Gebühr“ von bis zu 150 Euro bezahlen müssen? Positiv formuliert hat uns 2020 klar verdeutlicht, dass in dieser Welt nichts unmöglich ist. 2021 wird sicherlich noch viele weitere Überraschungen für uns parat haben.

Derweil haben wir uns wieder optimal an die neuen Gegebenheiten angepasst und verspüren einen starken Rückenwind. Da wir uns symbolisch gesehen in den letzten Jahren von allerlei Ballast verabschiedet hatten, ist unser Familienboot recht wendig geworden und ermöglicht es uns auch in diesen stürmischen Zeiten sicher durch das unwegsamen Gewässer zu gleiten.

All die neuen Verordnungen rund um Corona waren letztendlich bewusstseinserweiternde Herausforderungen für uns. Viele der Regelungen waren ohnehin kaum relevant für uns gewesen. Dass der Verzicht auf Alkohol in der Öffentlichkeit und das rechtzeitige zu Bett gehen von der Politik als so wichtig für die Gesundheit betrachtet wird, ist für uns fast schon schmeichelhaft. Restaurantbesuche und Shoppingtouren waren mit unserer Ernährungs- und Konsumumstellung ohnehin schon vor dem Lockdown eher eine Seltenheit. Yasu wird weiterhin mit einem Betreuungsschlüssel von mindestens 1:1 persönlich von seinen Eltern oder Großeltern in seiner frühkindlichen Entwicklung begleitet.

Auch mit der Maskenpflicht kommen wir ganz gut zurecht. Wir haben schnell gemerkt, dass es für uns angenehmer ist, wenn wir unser Gesicht sowie Atemwege soweit wie möglich frei lassen. Entsprechend haben wir angefangen unseren Alltag so umzugestalten, dass wir die Maskentragezeit bis auf ein Minimum reduzieren konnten. Wir fahren jetzt viel öfters mit dem Fahrrad statt die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen, überlegen uns genau, wann wir wo einkaufen gehen und verzichten bewusst auf Veranstaltungen mit Maskenpflicht. So können wir weiter entspannt durchatmen und jedes Mal unserem Yasu die volle Aufmerksamkeit mit einem breitem Grinsen schenken. Welche gesundheitlichen Auswirkung das alltägliche Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung für die Psyche und den Körper vor allem für die in der Entwicklung befindlichen Kinder und Jugendlichen hat, wird wohl noch über Jahre unklar sein. So wie bei raffiniertem Zucker (Filmtipp: „Die große Zuckerlüge“ 2015), Weichmachern im Plastik (Filmtipp: „Plastik Planet“ 2009) oder Feinstaub wird die Langzeitwirkung der Maskenpflicht einhergehend mit erschwerter Atmung sowie der andauernde Anblick von maskierten Menschen erst dann ernsthaft von den Verantwortlichen thematisiert werden, wenn die langfristigen negativen Folgen auch wissenschaftlich untersucht und aufgearbeitet werden. Vielleicht läuft alles ja aber doch ganz glimpflich und wir können auf eine entschleunigte Zeit zurückblicken, in der die Menschen wieder gelernt haben sich in die Augen zu schauen und deutlicher zu sprechen.

Bis dahin wird jeder Mensch selbst einen akzeptablen Umgang mit dieser neuen Modeerscheinung für sich finden müssen. Jeder entscheidet letztendlich selbst, welche gesundheitlichen Kompromisse er eingeht. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Unsere Erfahrung ist, dass in unserer marktwirtschaftlich orientierten Gesellschaft, viele Neuheiten kurzfristig Vorteile bieten, die bei einer „Markteinführung“ von den Anbietern besonders angepriesen werden, aber die möglichen langfristigen Nachteile kaum bedacht werden. Wie oft hatten wir schon den Fall, dass der Zusammenhang einer Erkrankung mit bestimmten industriellen Baustoffen oder chemischen Lebensmittelzutaten erst nach Jahren anerkannt und die Leidtragenden dafür entschädigt wurden.

Derweil zeigen uns immer wieder die indigenen Völker und vergleichbar naturverbundene Menschen, wie gesund und glücklich man aufwachsen und leben kann, ohne viel auf unnatürliche Hilfsmittel angewiesen zu sein (Buchtipp: „Artgerecht“ von Nicola Schmidt). Beispielsweise erreichen die Sinnesorgane sowie die sensomotorischen Fähigkeiten dieser autark und bescheiden lebenden Menschen schon in jungen Jahren einen ausgezeichneten Wirkungsgrad und behalten diese Qualität auch noch in hohem Alter bei. Die Aborigines etwa finden allein mit ihrem ausgezeichneten Orientierungssinn stets sicher ihren Weg zurück, nachdem sie in den Tiefen des weitläufigen australischen Buschs nach geeignetem Holz für ihre Didgeridoos suchen waren. Unsereins würde wohl schon im städtischen Wald Schwierigkeiten haben, wenn wir abseits der vorgegebenen Wege gehen würden. Dafür haben wir, als der Spezies Homo Oeconomicus zugehörig, die fragwürdige Fähigkeit entwickelt sogar den Aborigines hochmoderne Navigationsgeräte mit einer hohen Gewinnspanne aufschwatzen zu können. Wem nützt was nun wirklich?

Jedes unserer Sinnesorgane hat eine breite Facette an Funktionalitäten. Allein unser Auge hat mit der Farbwahrnehmung, dem räumlichen Sehen oder der Lichtempfindlichkeit mehr Qualitätsmerkmale als nur das bloße Erkennen von Objekten. Das volle Potential unserer Wahrnehmung entwickelt sich nur dann, wenn wir all unsere Sinne schon von Kindheit an auf natürliche Weise trainieren und entsprechend fördern. Mit der Industrialisierung, Technisierung sowie der aktuellen Digitalisierung haben wir allerdings hierfür eher suboptimale Bedingungen geschaffen.

All die Geschmacksverstärker und andere künstliche Lebensmittelbeigaben beeinträchtigen unseren Geschmackssinn, die zunehmende Bildschirmfixierung macht die Kurzsichtigkeit zu einem Massenphänomen und die mit allen möglichen Fortbewegungsgerätschaften wie Autos, Aufzügen, Rolltreppen etc. geförderte Bewegungsarmut führt im Prinzip dazu, dass die Fähigkeit unserer Sinnesorgane ganzheitlich zusammenzuarbeiten kontinuierlich abnimmt. Die vielen gemütlichen Sitzmöglichkeiten und großzügig besohlten Schuhe haben unsere Anfälligkeit für Knie-, Rücken- sowie Hüftprobleme begünstigt. Hinzu kommen noch all die Hilfsmittel, die unsere Gehirnleistung verringern lassen, angefangen vom einfachen Taschenrechner bis hin zum sprachgesteuerten Smartphone-Assistenten. Diesen langfristigen Zusammenhang zwischen technischem Fortschritt und Beeinträchtigung der menschlichen Leistungsfähigkeiten wird wohl kaum ein Wissenschaftler mehr abstreiten.

Unser Lebensstandard ist so gesehen schon so weit fortgeschritten, dass es kaum noch möglich ist auf natürliche Weise unseren Sinnen, aber auch anderen Körperorganen, ihre ursprünglich angedachte Entwicklung zu ermöglichen. Wie ungenutzte Gartenwerkzeuge die nicht gepflegt werden, verrosten all unsere Sinne, noch bevor wir ihr vollstes Potenzial erkannt und ausgeschöpft haben. Wenn wir uns dessen aber bewusst werden, können wir aktiv dieser Degenerierung entgegen wirken. Umso weniger wir uns die Nutzung naturferner Hilfsmittel zur Gewohnheit machen, umso leichter fällt es uns unseren Alltag abwechslungsreich, bewusstseinsfördernd und besinnlich zu gestalten.

Welche Auswirkungen das extensive Tragen einer Maske über Monate hinweg bei den Leuten insbesondere für deren Geruchssinn haben wird, lässt sich derzeit nur erahnen. Gerade die am meisten von der Maskenpflicht betroffenen Großstadtmenschen müssen sich ohnehin mit einer geringeren Atemluftqualität und einer bescheidenen Auswahl an natürlichen Geruchserlebnismöglichkeiten auseinanderzusetzen. Wie wundervoll und bereichernd eine ausgeprägte sowie aufnahmefähige Nase sein kann, verdeutlichen die mittlerweile sehr beliebten Aromatherapien mit Duftölen, bei denen die wundersamsten Heilungserfolge erzielt werden. Wer kennt noch nicht die vitalisierende Wirkung einer Meeresbrise mit Salzwasseraroma oder den Immunsystem-stärkenden Effekt von mit frischem Laubduft durchtränkter Waldluft?

Die beeindruckende Lebensgeschichte des sehbehinderten Saliya Kahawatte, welche im Feelgood-Film „Mein Blind Date mit dem Leben“ so herzerwärmend erzählt wird, hat uns auch noch mal verdeutlicht, welch ein Segen all unsere Sinnesorgane sind, die wir von der Natur einfach so geschenkt bekommen haben. Die schönste Art und Weise unsere Dankbarkeit dafür auszudrücken ist es doch diese Gaben auch zu nutzen, indem wir all die Potentiale, welche in unserem Körper stecken, auspacken und so mit all unseren natürlichen Wahrnehmungsapparaten diese wunderschöne Erde erleben.

Barfuß über Wiesen laufen, an Blumen riechen, im Wald spazieren, den Vögeln lauschen, Bäume umarmen, den Wind durch die Haare wehen lassen, in der Erde buddeln, Sterne beobachten, Wildkräuter schmecken, Hagebutten pflücken, im Regen tanzen, die Sonne spüren, den Mond besingen und und und. Die sinnesfördernden Lockdown-unabhängigen Betätigungsmöglichkeiten erscheinen uns unbegrenzt. Nach solchen ausgiebigen intensiven Aktivitäten in freier Natur ist dann der abendliche Genuss eines warmen Carob-Mandelmus-Latte aus dem Hochleistungsmixer auf unserer Kuschelcouch wiederum eine Bestätigung, dass wir doch auch sehr gut mit der derzeit hochentwickelten Gemütlichkeitskultur in Einklang leben können.

Wir wissen zwar nicht warum, aber wir haben das unverschämte Glück in einer privilegierten Gemeinschaft zu leben. Ein wohlwollendes Nestwerk an frohgesinnten positiv gestimmten Menschen umgibt uns, so dass wir weder gesundheitliche noch existenzielle Bedrohungen befürchten müssen und gewiss sein können stets frei denken als auch handeln zu können. Das darf gern so bleiben.

Entsprechend werden wir in 2021 weiter daran arbeiten uns in Achtsamkeit, Herzensgüte und Ausdauer zu üben. Diese alternative AHA-Regel hilft uns immer wieder auch in turbulenten Zeiten unsere Mitte zu finden und einen kühlen Kopf zu bewahren.

So wie wir immer wieder Hilfen aus unserer Gemeinschaft erhalten, wollen wir auch für diejenigen da sein, die unsere Unterstützung gebrauchen können. Deshalb schreiben wir beständig unsere Blogs und erzählen welche Herausforderungen wir auf welche Weise bewältigt haben. Sicherlich verwenden wir das Meiste unserer Energie dafür, Verständnis für unseren widerspenstigen Zögling zu haben, der sein Alleinstellungsmerkmal als unser Lieblingssohn durchaus zu nutzen weiß, um die unmöglichsten Forderungen an uns durchzusetzen. Im Gegensatz zur Bundesregierung versuchen wir unsere einzige Wählerschaft im Trotzalter, mit einem Laissez-faire-Ansatz bei Laune zu halten. Wir sind zuversichtlich, dass dieses auf gegenseitiges Vertrauen basierende Potenzial-Entfaltungs-Konzept unserem Jungen ermöglicht, wirklich frei und unabhängig in all seinen zukünftigen Lebensentscheidungen zu sein. Dennoch müssen wir zugeben, dass wir immer noch nicht verstehen, warum Yasu derzeit so gern nur die ersten Sekunden von all unseren CDs sowie Kassetten anhört und mit seinen Tonträger-Wechselspielchen unsere Auffassung eines entspannten Musikerlebnisses komplett in Frage stellt. Nichtsdestotrotz, ruft uns bei Bedarf! Wir werden unser Bestes geben, um ein adäquater Beistand für Euch zu sein. Jede Form von Energie, die wir an Euch weitergeben können, sei es materiell oder immateriell, sei es physisch oder psychisch, wird dazu beitragen, dass das friedvolle Miteinander unserer Gemeinschaft gestärkt wird.

In diesem Sinne wünschen wir euch allen ein frohes und ganzheitlich gesundes Jahr 2021! Möge das kollektive Bewusstsein euch ermöglichen all die schönen Entwicklungen sowie Chancen dieses neuen Jahres zu erkennen und euch die Bereitschaft geben all die kommenden Veränderungen willkommen zu heißen.

Liebe Grüße,

Lisa, Yasu und Moto

P.S.: Mit einer Gong-Reise und einer mystischen Schnee-Wanderung durch den Schlosspark von Kronberg mit beeindruckenden Mammutbäumen durften wir einen magisch anmutenden Ausklang zum Jahresende erleben. Wer auch mal die tiefen-entspannende Wirkung von Gong-Klängen erleben mag, mehr über die alten Kraftorte im Taunus erfahren möchte und/oder vielleicht auch Interesse hat mit freilebenden Delphinen zu schwimmen, um neue Sinneseindrücke kennenzulernen, empfehlen wir folgende Webseite anzuschauen: www.namayan.de

Hier noch ein paar Impressionen von unserem veganen Rohkost-Festtagsessen:

Ein Gedanke zu „Frohsinnlichkeit

  1. S. Scholtheis

    Ich persönlich bin sehr froh, in einer relativ gut funktionierenden Demokratie zu leben, in der demokratisch gewählte Volksvertreterinnen und Volksvertreter vermutlich in der Regel nach bestem Wissen und Gewissen, den Weg aus der Corona-Krise zu finden.
    Ich frage mich, wie ihr bei der von euch für so wichtig gehaltenen Achtsamkeit in dem langen Blog-Eintrag kein Wort über die Menschen verliert, die wegen einer Corona-Infektion ihr eigenes Leben oder das eines geliebten Menschen verloren haben. Stattdessen beklagt ihr euch über relativ banale Einschränkung durch die Masken.
    Um die Validität von „Expertenaussagen“ einschätzen zu können, finde ich es hilfreich, darauf zu achten, ob dahinter eine Nachrichtenagentur oder ein Verlag oder eine allgemein anerkannte Institution steht oder nicht.
    Ich freue mich sehr auf den Zeitpunkt, wenn alle, die sich impfen lassen wollen, dies haben tun können. Dann sehe ich keinen Grund mehr für weitere Einschränkungen.

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