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Keep up the flow – ADLK

ADLK ist die Abkürzung für Auslandsschuldienstlehrkraft. ADLKs unterrichten für mindestens 3 Jahre an einer Deutschen Schule irgendwo im Ausland. Wir fanden dieses Konzept für verbeamtete Lehrkräfte so ansprechend, dass Moto Anfang des Jahres alle notwendigen Formalitäten erfüllte, um in die Bewerberdatenbank der zuständigen Zentralstelle für das Auslandsschulwesen aufgenommen zu werden.

Am 28. August 2025 kam dann langersehnt die erste Anfrage per E-mail. Ein Verantwortlicher aus Istanbul suchte eine Lehrkraft, der seinen hochbegabten türkischen Jugendlichen ab der 8. Klasse Mathematik unterrichten konnte, damit diese das deutsche Abitur erlangen können. Das Angebot klang so verlockend, daß wir beschlossen, in den Herbstferien für eine Woche dorthin zu fliegen, um uns alles genau anzuschauen. Diese dichtbesiedelte Metropole am Bosporus mit über 15 Millionen Einwohnern ist wahrlich beeindruckend. Für die ersten vier Nächte mieteten wir uns eine Wohnung im Stadtteil Sisly. Von hier aus besuchten wir das Istanbul Erkek Lisesi, wo Moto unterrichten sollte und die deutsche Botschaftsschule, in der Yasu seine Grundschulzeit verbringen würde. Beide Schulen haben uns sehr gut gefallen. Wir wurden sehr  herzlich von der jeweiligen Schulleitung sowie vom Kollegium empfangen. Die Lern-/Lehrbedingungen wären hervorragend für Yasu und Moto gewesen. 

Die weiteren Tage versuchten wir soviel wie möglich von Istanbul zu sehen. So schlenderten wir durch den Gewürzbasar im Eminönü, fuhren mit der nostalgischen Standseilbahn „Tünel“ von Galata bis Beyoglu und flanierten durch die Einkaufsstraße Istiklal in Taksim, wo Yasu ein besonders exklusives Kugel Dondurma-Erdbeer-Eis für umgerechnet 6 Euro verköstigen durfte. Das Eis an sich war zwar nichts Besonderes, dafür hatten wir bei der dazugehörigen trickreichen Show des Eisverkäufers unseren Spaß. Des weiteren besuchten wir das Geschäft und Restaurant von „Vegan Dükkan“ und deckten uns beim Bio-Wochenmarkt in Feriköy mit allerlei Frischkost ein.

Von Fikirtepe, wo wir die letzten drei Nächte übernachteten, unternahmen wir weitere Ausflüge nach Yesilyurt, Kadiköy sowie Besiktas und schauten uns potentielle Wohnorte für uns an. Wir spielten Fussball mit einem einheimischen Vater und seinem Sohn an der Strandpromenade von Zeytinburnu und ruhten uns im weitläufigen Yildiz-Park aus.

Im „Etique Plant-based“ verwöhnten wir uns mit verschiedenen Sorten an Croissants sowie anderen leckeren französischen Backwaren und im „Veganarsist“ speisten wir traditionell türkische Gerichte. Am letzten Abend hatten wir es auch noch geschafft die Hagia Sophia und die Blaue Moschee zumindest von aussen zu bewundern. Mit ganz vielen Eindrücken und einem gut gewürzten Cigköftem als Reiseproviant, kehrten wir wieder zurück nach Offenbach.

In dieser einen Woche waren wir mehrmals auf (mit Fähre) und unter dem Bosporus (Marmaray Metro) zwischen Europa und Asien hin- und hergereist. Wir sind kilometerweit mit öffentlichen Bussen, Straßenbahnen und Taxis in der gefühlt durchgängigen Rush Hour von Stadtteil zu Stadtteil gefahren. Zudem haben wir aber auch weite Wege auf minimalistischen Bürgersteigen zu Fuss bewältigt. Fast überall begegneten wir dabei sanftmütigen Katzen, die in dieser reizüberflutenden Stadt eine wohltuende Gelassenheit ausstrahlten. Aber auch die Menschen wirkten, trotz aller Geschäftigkeit, recht entspannt und zufrieden. Es würde sicherlich eine gewisse Eingewöhnungszeit brauchen, aber warum sollten nicht auch wir eine bereichernde Auslandszeit als Familie an diesem historisch und kulturell äußerst spannenden Ort erleben?

Nach unserer Heimkehr hatten wir noch über zwei Wochen Zeit uns mit dieser Frage auseinanderzusetzen, bevor wir eine endgültige Antwort geben sollten. Es war wohl die bisher schwierigste Entscheidung, die wir als Familie treffen durften. Letztendlich konnten wir zu keiner Zeit ein klares Ja aussprechen. Vielleicht war Istanbul doch noch ein/zwei Nummern zu groß für uns gewesen. Es gab ja auch noch die Möglichkeit, dass Moto eine Anstellung in einer etwas kleineren Großstadt angeboten bekommen würde. Etwas wehmütig waren wir dann schon, nachdem wir dem sehr netten Verantwortlichen aus Istanbul telefonisch mitgeteilt hatten, das wir das Angebot nicht annehmen würden.

Aber so ist das mit den Entscheidungen. Es gab auch Zeiten bei uns, wo wir spontaner waren. So wie damals, als wir ohne viel nachzudenken ein Ackergrundstück und eine gebrauchte Jurte kauften, welche uns schon zu Beginn vor große Herausforderungen stellten. Rückblickend können wir trotz aller Widrigkeiten sagen, dass diese Kaufentscheidungen für unsere Persönlichkeitsentwicklung und unseren Familienzusammenhalt genau richtig waren. Wir haben sehr viele schöne Momente auf dem Grundstück und in unserer Jurte erlebt.

Nichtsdestotrotz waren wir diesmal mit Istanbul nicht so wagemutig. Nun hoffen wir, dass tatsächlich ein Angebot kommt, welches noch besser zu uns passt. Bis dahin und darüber hinaus wollen wir weiterhin eine schöne Zeit in Offenbach verbringen. Hier fühlen wir uns wohl. Yasus Schule gewährt ihm all die nötigen  Freiheiten, damit er seine Freude am Lernen behalten kann und ist nur 5 Minuten Fussweg von uns entfernt. Lisa kann voll und ganz Mutter als auch Frau sein und uns mit ihrer weiblichen Energie bereichern. Und Moto kann nach unserem sehr erkenntnisreichen Sabbatjahr seinen Lehrerberuf viel wirksamer und mit mehr Elan ausüben.

Wir können so ziemlich all unsere liebsten Einkaufsläden und Freizeitstätten mit dem Fahrrad erreichen. Wir haben ein tolles Gartengrundstück, welches weitergestaltet werden kann, aber nicht muss. Wir leben in einer schönen großen Wohnung mit einer ruhigen familienfreundlichen Umgebung unweit vom Main. All die Menschen mit denen wir im Alltag zu tun haben, sind uns freundlich gesinnt. Kontinuierlich üben wir uns darin, achtsam im „Flow“ zu sein, indem wir uns geistig und körperlich fit halten. Die angesagtesten Aktivitäten sind dabei derzeit bei uns Hot Yoga, Fussball, Schach, Töpfern, Meditation und Türkisch lernen. Täglich können wir dankbar sein für alles, was uns im Leben bereits gegeben wurde. Wie hat Pumuckl, unser derzeit liebster Kobold so schön weise formuliert? „Glück findet man meistens dort, wo man sitzt!“ 

So singen wir weiter unsere Lieder von einem erfüllten Familiendasein, produzieren ab und an mal ein Musikvideo, schreiben unsere Blogs und lassen uns vom Leben überraschen. ADLK kann ja auch bedeuten, einfach Achtsam, Dankbar, Liebevoll und Kreativ zu bleiben. 🙂

Aber wer weiß von welchen Auslandserlebnissen wir beim nächsten Mal berichten werden?

Auch wenn wir derzeit keine großen Parties veranstalten, denken wir immer wieder an diejenigen, die gern mit uns feiern. Wir wünschen ihnen weiterhin, dass sie alle gut mit den vielen kleinen und großen Herausforderungen des Lebens zurechtkommen und so wie wir, immer wieder erkennen können, wie wichtig diese für die persönliche Weiterentwicklung sind. Mögen weiterhin der Mut, das Vertrauen und die Zuversicht Eure treuen Freunde sein!

Mit ganz lieben Grüßen aus Bürgel,

Eure Familie Watanabe

Let’s believe

Im Dezember 2011 packten Yoshimi und ihr Mann Jason all ihre Sachen und zogen mit ihren Söhnen Konoha und Biwa, damals 11 und 9 Jahre alt, von der Ostküste Amerikas den ganzen langen Weg westwärts bis nach Philomath. Einen Monat zuvor hatten sie dort im Bundesstaat Oregon ein 2,77 Hektar großes Waldgrundstück mitten in den Bergen gekauft. Hier erfüllten sie sich ihren Traum von einem autarkeren Leben mit Homeschooling und bauten über zwei Jahre lang von Grund auf und mit nur wenig fremder Hilfe ihr Familienhaus, umgeben von einem wunderbaren Selbstversorgergarten mit Ausblick auf eine herrliche Berglandschaft.

Wir hatten dieses Jahr das Glück über zwei Wochen an diesem besinnlichen Ort verweilen zu dürfen und uns inspirieren zu lassen.

Yoshimi ist Motos zweitälteste Halbschwester. Trotz dieser nahen Verwandtschaft, war es erst die zweite Begegnung mit ihr und ihrer Familie. Wir haben sie im Sommer 2024 für ein paar Tage kennengelernt, als sie uns in Offenbach besuchten. (Siehe Beitrag „Lass uns noch mal aufdreh’n!“)

Diesmal waren wir bei ihnen eingeladen und wir wurden dabei sehr liebevoll umsorgt. Gerade in den ersten Tagen waren wir nach unseren emotionsvollen Tagen zuvor in Deutschland sowie nach dem langen Flug noch ziemlich erschöpft. Lisa hatte sich zudem erkältet. Yoshimi und ihre Familie hatten viel Verständnis für uns und der Aufenthalt bei ihnen war sehr erholsam. Sie kochten viel für uns. Sei es Artischocken, Salate, Sauerkirschen, Himbeer- und Heidelbeeren, Apfel- und Traubensaft, Kombucha oder Feigenmarmelade, es gab dabei reichlich Nahrhaftes aus ihrem Garten. Tagsüber konnten wir uns auf der Terrasse ausruhen. Die wärmende Sonne, das Summen der Bienen, Hummeln und manchmal auch der Kolibris, der Ausblick in die Berge und der Wald um uns herum waren sehr wohltuend für Körper, Geist und Seele.

Yoshimi organisierte zudem einige schöne Ausflüge für uns. So besuchten wir den Farmer’s Market in Corvallis, shoppten im Traders Joe und Oceana Natural Foods Coop, wanderten im Wald, sahen das Meer am Devils Punchbowl, aßen thailändisch am Hafen von Newport, pflückten kiloweise Heidelbeeren auf einer Biofarm oder besuchten das Karussel-Museum in Albany. Lisa fuhr auch einmal mit Biwa zum Bouldern.

Wir feierten gemeinsam bei einer befreundeten Familie mit veganen Burgern und Feuerwerk den 4th of July, waren bei einem japanischen Mini-Festival in einem Bambuswald dabei und badeten in den heißen Quellen von Breitenbush, einem beeindruckenden Kurort, welcher von einer Gemeinschaft verwaltet wird. (Nach einem verheerenden Waldbrand in 2020, bei dem etwa die Hälfte der Gebäude zerstört wurde, hat die Breitenbush Gemeinschaft es mit viel Engagement, Wille und Spendengeldern geschafft einen Großteil der Einrichtung wieder aufzubauen.)

Die meiste Zeit haben wir aber auf dem Grundstück verbracht. Es gab im und rund um das Haus viel zu entdecken. Yoshimi und Jason studierten beide Kunst in New York und haben, sei es bei selbstgezimmerten Möbeln, kunstvollen Verzierungen an den Wänden oder spielerischen Installationen im Garten, viel Kreativität in die Gestaltung ihrer Heimstätte einfließen lassen. Zudem gab es bei ihnen ausreichend Gesellschaftsspiele zum ausprobieren. Die Kartenspiele Star Fluxx und Dominion wurden dabei Yasus und Motos Favoriten.

Draußen sahen wir fast täglich Rehe, die über das Gelände spazieren gingen und die Hündin Luca sowie die Katze Crisco leisteten uns desöfteren kuschelige Gesellschaft.

Yasu hatte seinen Spaß auf dem Trampolin zu hüpfen, mit Konoha Papierflugzeuge zu bauen, mit Jason in seiner Werkstatt etwas zu experimentieren, mit Biwa Hacky-Sack hochzuhalten oder mit Yoshimi die Hühner zu füttern. Es wurde auch musiziert und es gab viele Bücher zu lesen. Wir führten ausgiebige Gespräche und erfuhren dabei sehr viel Interessantes über die intensiven Erfahrungen der Familie mit Homeschooling, Selbstversorgung oder dem andauernden Gestaltungsprozess ihres Hauses sowie Gartens.

Wir sind Yoshimi und ihrer Familie sehr dankbar, dass wir das alles erleben durften und sind sehr beeindruckt davon, wie sie es geschafft haben, ihre Idealvorstellung eines selbstbestimmten naturverbundenen Familiendaseins zu verwirklichen.

Wie wunderschön ihr Familiendomizil für amerikanische Verhältnisse tatsächlich ist, wurde uns nochmal bewußt, nachdem wir mit dem Amtrak Cascades Train von Albany nach Portland gefahren sind, um die letzten 2 Tage unserer Reise in dieser Großstadt zu verbringen. Sie gilt mit mehr als 600 veganen und vegetarischen Restaurants als die vegan-freundlichste Stadt der USA. Wir haben mit Sweatpea Bakery, Doe Donuts & Icecream, Greenleaf und Kure, vier davon ausprobiert und hatten dabei unsere Gaumenfreuden. Auf unseren Streifzügen durch die Straßen mussten wir aber auch miterleben, wie arm und verzweifelt die Menschen im reichsten Land der Welt sein konnten. Gefühlt an fast jeder Strassenecke trafen wir Obdachlose, die orientierungslos Selbstgespräche führten. Das hatten wir zuvor in dieser Intensität noch nicht erlebt. So war es gut, dass wir einen Tagesausflug raus aus der Stadt unternehmen konnten, um die Wasserfälle von Multnomah zu besichtigen. Trotz der vielen Touristen, die die gleiche Idee hatten wie wir, haben wir hier ein Stück weit das erdende Gefühl der Naturverbundenheit erhalten, wie wir sie täglich bei Yoshimi erleben durften.

Es war für uns eine sehr besondere Zeit. Am 1. Juli haben wir auf der Terasse früh im Morgengrauen eine Kerze für Nanami Minze zu ihrer Beerdigung angezündet. Es war ein sehr besinnlicher und irgendwie auch ein versöhnlicher Moment mit dem Universum. Vielleicht war das auch der Moment, an dem wir einen großen Teil unserer Trauer loslassen und uns auf unseren neuen Lebensabschnitt freuen konnten. Wir wissen nicht, wie es gewesen wäre, wenn wir damals den Flug gecancelt hätten und nicht auf die andere Seite der Erde gereist wären. Trotz aller Annehmlichkeiten, haben wir durchaus unsere Zeit gebraucht uns an die neue Umgebung zu gewöhnen. Aber wir haben auch immer wieder die kindliche Freude verspürt, etwas Neues kennenzulernen und zu erleben. Wie etwa, als wir bei einem schweißtreibenden Hot-Yoga-Kurs teilnahmen oder knuddelige kleine Streifenhörnchen (Least Chipmunks) auf unserer Wanderung bei den Multnomah Falls entdeckten.

Zurück in Deutschland wurde Yasu erst von seinen Freunden und dem Betreungsteam als „Wackelzahn“ vom Waldkindergarten verabschiedet, um dann drei Wochen später als neuer ABC-Schütze in der Uhlandschule bei uns um die Ecke begrüßt zu werden. Wir haben uns, vor allem aus pragmatischen Gründen (kurzer Schulweg und viele bekannte Gesichter) sowie wegen positiver Erfahrungsberichte von Bekannten, zu dritt bewußt dafür entschieden, es zuerstmal mit dieser staatlichen Schule auszuprobieren.

Zwischenzeitlich waren wir noch mit den „Alten Herren“ von Motos Fussballverein SKG Rumpenheim auf einer feuchtfröhlichen Weinwanderung an der Mosel, verbrachten jeweils eine Woche mit Zelten am Niedermoser See (mit Oma Anke, Matthias, Onkel Jonas, Olive und Violet) sowie beim Rohkostcamp im Odenwald. So haben wir die letzten Wochen von Motos Sabbatjahr noch gut nutzen können.

Wir können wieder mehr daran glauben, dass das Leben es gut mit uns meint. Wir träumen weiter von einem idyllischen Leben an einem wunderschönen Ort am Meer oder See mit Bergpanorama. Gleichzeitig üben wir uns darin, wunschlos glücklich im Hier und Jetzt zu sein. Schon im Vorfeld inspiriert von unserer Reise in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, haben wir das Lied „Let’s believe“ mit der Melody von „Leaving on a jet plane“ geschrieben.

Mit diesem Lied und dem dazugehörigen Bildern endet dieser Blog von unserer Oregon-Reise und wir verabschieden uns diesmal mit einer Textzeile aus unserem vorletzen Lied:

We never gonna stop the circle of life turning,
so we are free, to be happy as can be! 🙂

Hier unser Fotoalbum der Oregon-Reise: https://photos.app.goo.gl/ceqEH44WHJrDWdHW6

Smiling Anyway

Der Name Nanami Minze begleitet uns schon seit sieben Jahren. Wir wußten damals schon, dass unsere erste Tochter so heißen wird. Nanami bedeutet auf japanisch „Sieben Meere“. Sie wäre ein Kind gewesen, das schon früh mit uns die Welt bereist hätte. Und ihr zweiter Vorname erinnert uns an unseren ersten Kuss, der nach Pfefferminztee schmeckte, den Moto getrunken hatte.

Wir haben lange darauf gewartet bis es sich unsere Tochter Anfang 2025 in Lisas Bauch gemütlich gemacht hatte. Gemeinsam haben wir dann einiges erlebt: Skifahren in Schladming, Familienbesuch in Telgte anlässlich des 91. Geburtstages von Ur-Opa Johannes, jeweils ein Wochenende bei Joe Dispenza in Basel und bei Tante Helen in der Schwäbischen Alb und jeweils eine Frankreich-Urlaubswoche bei Onkel Muzius sowie Freiluftbouldern in Fontaine-Bleu. Im Mai durften wir die Geburtstage von Opa Jürgen und Oma Anke feiern und bei einer veganen Hochzeitsfeier in der „Kaffeemacherei“ von Julia und Matthias dabei sein. 

Unser kleines Seelenwesen hatte da vielleicht schon vorerst ausreichend Schönes vom Erdendasein erlebt. Nun ja, wir können nur vermuten, mit welcher Intention sie zu uns gekommen ist, um bald wieder zurückzukehren.

Nanami Minze wurde am 7.6.2025 nachmittags im Ketteler Krankenhaus Offenbach per Not-Kaiserschnitt geboren und ist auf dem Weg zur OP von uns gegangen. Lisa hatte zuvor eine überperiodenstarke vaginale Blutung und Bauchschmerzen. Sonographisch wurde eine vorzeitige Plazentaablösung mit einem Hämatom von erheblicher Ausdehnung diagnostiziert.

Es war für uns als kleine Familie emotional wohl die intensivste Zeit, die wir bisher erleben durften. Wir hatten das Glück, dass wir gleich, sowohl vom Krankenhauspersonal als auch von Familie und Freunden, viel Unterstützung erhalten haben und sehr verständnisvoll begleitet wurden. Wir waren dankbar dafür, dass wir dazu noch viele liebevolle Worte erhalten und trostspendende Anteilnahme erfahren haben.

Nichtsdestotrotz war, und ist auch noch, dieses einschneidende Erlebnis eine große Herausforderung für uns. Wir haben vieles hinterfragt, haben gezweifelt und waren verzweifelt. Wir waren hin und wieder an unserer nervlichen Belastungsgrenze, um dann noch gerade so rechtzeitig wieder alles loslassen zu können. Nachdem Lisa bereits mit ihrer MS-Diagnose 2014 und den Stillproblemen nach Yasus Geburt 2018 zwei leidvolle Heilungsprozesse durchzustehen hatte, schmeißt das Leben ihr nun einen weiteren noch größeren Felsbrocken vor die Nase, den sie jetzt überwinden darf. Wie anstrengend dieser Weg sein kann, hat sie bereits eine Woche nach der Entbindung erlebt, als sie sich drei Tage lang mit starken Rückbildungsschmerzen auseinandersetzen durfte. Die emotionalen Schmerzen sind zwar nicht so penetrant und intensiv, wie sie bei der Rückbildung waren, werden uns aber dafür wohl noch etwas länger begleiten.

Damit wir als Familie weiter glücklich sein können, bleibt uns wohl nicht viel übrig, als uns dieser Herausforderung mit einem Lächeln zu stellen. Dieser Blog und unser Musikvideo für Nanami Minze helfen uns ein Stück weit dabei, die ganzen Themen, die nun in uns aufkommen, besser zu verarbeiten und weiter zuversichtlich im Hier und Jetzt zu sein. Am Veröffentlichungszeitpunkt wird zeitgleich auch die Gedenkfeier der Sternenkinder mit anschließender Bestattung unserer Tochter auf dem Offenbacher Neuen Friedhof stattgefunden haben.

Wenn wir in den Himmel schauen und die Sterne sehen, werden wir uns mit ihr verbunden fühlen und werden dankbar dafür sein, dass sie uns immer wieder daran erinnert, wie kostbar und wundervoll das Leben auf der Erde sein kann.

Da man bei uns nicht so viele Sterne sieht, reichen auch Blumen in Lila und rosa oder ihr Lied in unserem Herzen zu vernehmen…

Mai Pen Rai

„Mai Pen Rai“ ist eine Redewendung die in Thailand für verschiedene Situationen angewendet werden kann. Wörtlich wird diese beliebte Formulierung mit „macht nichts“ oder „war nix“ übersetzt. Sie spiegelt aber auch die buddhistisch geprägte Lebensart der Thailänder wider. Für sie ist es sowohl wichtig in jeder Situation Haltung zu bewahren als auch nie den Mut und die Zuversicht zu verlieren. So können sie ihrem Gegenüber stets mit Geduld und Gelassenheit begegnen.

Auf unserer Thailandreise durften wir diese äußerst wohltuende Lebenseinstellung vier Wochen lang auf uns einwirken lassen.

Dafür sind wir nach unserer Japanreise mit einem Zwischenstopp in Macau von Osaka nach Bangkok geflogen. Die nötigen Bahts für unsere erste Taxifahrt zum Hotel haben wir gleich am Flughafen bei SuperRich Currency Exchange zu sehr fairen Kursen gewechselt. Die ersten zwei Nächte verbrachten wir im Livotel Hotel Lat Phrao, nahe der Wassertaxistation Wat Klang. Diese wiederum ist nur ein Haltestelle entfernt von der Shoppingmall Lifestore Bangkapi, wo gefühlt alle Geschäfte und Restaurants der Offenbacher Innenstadt reinpassen würde. Wir müssen gestehen, dass wir der Versuchung nicht widerstehen konnten mehrmals in diesem monströsen Konsumtempel einzukehren.

Eigentlich hatten wir dann vorgehabt mit einem Linienbus nach Rayong zu fahren, aber unser Taxifahrer, der uns nur zum Busterminal bringen sollte, schlug uns einen fairen Deal vor, so daß wir mit ihm die ganze Strecke in über 3 Stunden zu unserem Hotel „The Great Rayong“ fuhren.

Hier verlebten wir sechs entspannte Tage am Mae Ram Phueng Beach. Wir düsten gemütlich mit einem sogenannten Saleng (Moped mit Beiwagen) durch die Umgebung, besuchten die lokalen Märkte, schauten uns den Khao Laem Ya National Park mit freilebenden Affen an und feierten Yasus 6. Geburtstag. Wir gönnten uns hier auch unsere ersten Thaimassagen, chillten im Hotelpool, sammelten Muscheln und beobachteten die Sonnenuntergänge am Strand.

Danach fuhren wir, diesmal mit einem normalen Linienbus, von Ban Phe Pier zurück nach Bangkok und kehrten wieder im Livotel ein, wo wir praktischer Weise, einen Koffer voller Klamotten und andere Utensilien da lassen konnten, die wir nur in Japan gebraucht hatten. Vom Flughafen Bangkok Suvarnabhumi verabschiedeten wir dann Oma Keiko nach Deutschland, die die letzten zwei Wochen mit uns gereist war.

Etwas herausfordernd wurde dann unsere weitere Reise Richtung Süden. Aufgrund einer Überbuchung durften wir bei unserer 10-stündigen Zufahrt nach Surat Thani, statt wie angedacht im 1. Klasse Schlafwagen, uns auf den sehr soliden Holzbänken der 3. Klasse zusammenkuscheln und die Nachtfahrt auf ruckeligen thailändischen Schienen intensiv erleben. Morgens früh angekommen ging es dann weiter mit der Fähre nach Koh Samui, wo wir dann wieder eine sehr entspannte Woche im Sea Breeze Bungalow direkt am Lamai Beach verbringen konnten. Schwimmen im Meer, Joggen am Strand, frische Kokosnüsse schlürfen am Pool und feinste vegane Küche a la carte in Restaurants wie dem „Pure Vegan Heaven“ oder „Annie“, wir haben es uns gut gehen lassen. 

Hier ein paar Eindrücke von dieser Zeit in diesem Video:

Bei einer Speedboat-Tagestour beobachteten wir, wenn auch nur sehr kurz, ein paar rosa Delphine, sahen beim Schnorcheln dann deutlich mehr Fische und verbrachten eine Stunde mit frei-lebenden Schweinen auf Koh Madsum.

Wir hoppten dann weiter mit dem Lomprayah-Katamaran auf die Insel Koh Phangan, wo wir uns für 9 Tage einen geräumigen AirBnB-Bungalow nahe dem Hin Kong Beach gemietet hatten. Ausgestattet mit einem Honda PCX-„Familien“-Roller erkundeten wir die Insel. Im Nationalpark Than Sadet, sahen wir das erste Mal einen Wasserfall in Thailand, fütterten die beeindruckenden Elefanten im Phangan Elephant Sanctuary, umarmten den größten Yang Na Baum und schnorchelten im Meer beim Secret Beach. Ansonsten planschten Yasu und Moto öfters Mal im nahegelegenen Pool des Ford Resorts, während Lisa im Ananda Yoga Center sich an diversen Yoga-Stilen ausprobierte. Dabei versorgten wir uns täglich mit sonnengereiftem Obst, wie Mango, Papaya, Ananas, Drachenfrucht, Jackfruit oder auch frisch frittierten Pommes mit Ketchup. Zudem waren Wassermelonensaft und Kokosnusswasser unsere Standardgetränke. Auch wenn die Hauptsaison schon zu Ende war, konnten wir ab und zu sogar Durian kaufen. 

Am Abreisetag von Koh Phangan freuten wir uns alle schon auf unsere diesmal frühzeitig gebuchte 1. Klasse Schlafwagenfahrt zurück nach Bangkok, um dann am Bahnhof nach stundenlanger Wartezeit in einer durchaus netten thailändischen Gaststätte feststellen zu dürfen, dass unser Zug sowie alle weiteren Züge an diesem Tag wegen eines Unfalles ausfallen würden. Die Monsunzeit hatte gerade in dieser Region angefangen, was diesen Umstand begünstigt haben könnte. Mit einer fast abenteuerlichen Fahrt in einem zwar überdachten, aber ansonsten recht offenen Songthaew Pickup Taxi fuhren wir dann durch regenüberströmte Straßen zu einer Unterkunft in der Nähe eines Busterminals, von wo wir dann am darauffolgenden Morgen mit dem Sombat Tourbus nach Bangkok fuhren. Statt wie geplant unseren vorletzten Reisetag in Bangkok mit Thaimassage und Shopping zu verbringen, saßen wir dann über 10 Stunden im Bus und schauten uns ausgiebig die tropische Landschaft an, bevor wir dann abends endlich im uns jetzt fast vertrauten Livotel Hotel ankamen.

Nichtsdestotrotz, Mai Pen Rai, wir haben eine wunderbare Zeit in Thailand erlebt. Es war eine ausgewogene Mischung aus Herausforderungen und Erholung. Wir hatten außer unserem nicht stattgefundenen 1. Klasse Schlafwagen-Erlebnis noch ein paar Situationen, in denen Mai Pen Rai wohl die passende Aussage war. Sei es die geselligen Ameisen beim Obstessen auf unserer Terrasse, fremdartige Düfte bei manchen Übernachtungsstätten, Froschkonzerte in der Nacht oder ein abgebrochener Zahn, jeder Tag war für eine Überraschung gut. Adrenalin-fördernd waren außerdem manchmal die Ausflüge mit unseren gemieteten Vehikeln. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen konnten die Straßen dann doch mal mehr befahren, rutschiger, holpriger, steiler oder gar wasserüberfluteter sein als erwartet. Wir durften auf jeden Fall täglich dazulernen und den meisten Spaß dabei hatte wohl der Jüngste unter uns. Ab und an vermisste Yasu doch seine Kumpels in Deutschland, aber wenn wieder etwas passierte was seine Eltern nicht unbedingt gebraucht hätten, war das so spannend für ihn, daß etwaige Heimweh-Gedanken vergessen waren.

Mittlerweile sind wir wieder zurück und genießen es zu Hause zu sein. So schön auch der ganze Komfort war, sich nicht mit den täglichen Haushaltsaufgaben wie Putzen, Aufräumen, Wäsche waschen, Kochen oder Spülen beschäftigen zu müssen, so schön ist es auch wieder in einer vertrauten Umgebung zu sein, welche wir ja über die Jahre selbst kreiert und mitgestaltet haben. 

Lisa hatte gleich ihre Gaudi dabei unsere geräumige praktisch eingerichtete Wohnung für die Weihnachtsfesttage herauszuputzen und vegane Zimtschnecken für alle zu backen. Yasu wollte gleich vor den Erziehern im Waldkindergarten sein, nachdem er bereits Jetlag-bedingt um 4 Uhr morgens wach war. Auch wenn wir das nicht geschafft haben, durfte er dort gleich seinen Geburtstag nachfeiern. Moto freute sich, dass die Ente relativ bald ansprang und er wieder auf altvertrauten Wegen fahren konnte. Außerdem genoß er es endlich wieder bei den alten Herren Fußball zu spielen und anschließend ein gutes alkoholfreies Bier zu trinken.

Durch unsere Reise können wir all die Vorzüge und Privilegien, die uns in Deutschland über die Jahre zu Gute kamen, wie etwa Fahrradwege, Wasser in Glasflaschen, Kleinanzeigen.de oder die Unverpackt- und Bioläden wieder mehr wertschätzen.

Life is wonderfull! Für diese Erkenntnis sind wir diesmal über zwei Monate verteilt Tausende von Kilometern über Luft-, See- und Landweg gereist. Mal schauen wie lange die therapeutische Wirkung dieser effektiven Life-Coaching-Maßnahme nun anhalten wird. 

Wie auch immer, wir wünschen Euch und auch uns selbst besinnliche Weihnachten sowie einen zuversichtlich mutigen Rutsch in das neue Jahr 2025! Möge der innere Kompass in all unseren Herzen weiterhin die richtige Richtung für eine erfüllende Lebensreise anzeigen.

Mit ganz lieben Grüßen wieder aus Bürgel,

Eure Familie Watanabe

P.S.: Hier noch ein weiteres Video vom letzten Teil der Reise und ein paar Bilder. 🙂

Perfect Days

Der Spielfilm „Perfect Days“ von Wim Wenders erzählt die Geschichte eines Mannes, der freiwillig sein Leben auf das Nötigste reduziert und seine Berufung darin gefunden hat, mit all seiner Aufmerksamkeit öffentliche Toiletten in Tokio zu putzen. Zudem verbringt er seine Tage mit festen Routinen, die ihm Sicherheit und Zufriedenheit geben. So kann er jeden Morgen, wenn er aus der Haustür tritt, in den Himmel schauen und glückserfüllt den Tag beginnen.

Wir haben diesen Film kurz vor unserem Abflug nach Japan gesehen und er hat uns sehr fasziniert. Ein harmonischer Film voller Poesie und nichtsdestotrotz mit vielen überraschenden Momenten.

Auch wenn unser Alltag noch wenig mit der Routine und Ausgeglichenheit von Hirayama, dem Protagonisten des Films, zu tun hat, widmen wir ihm diesen Blog. Seine Art und Weise bei allem was er tut, im Hier und Jetzt zu sein, hat uns inspiriert. Allein mit seiner Achtsamkeit erlebt und sieht er wohl viel mehr als manch eine Familie, die auf große Reise geht.

Nun ja, da wir trotz all unserer Meditationsbemühungen, noch weit entfernt von seinem Niveau an Achtsamkeit sind und auch schon alle Flüge inklusive Unterkünfte gebucht hatten, haben wir uns nun doch auf den langen Weg nach Japan gemacht. Wir hatten ja zumindest die letzten Sommermonate damit verbracht, zwar nicht die Toiletten, aber unseren Garten mit aller Aufmerksamkeit schöner zu gestalten.

So sind wir am 16. Oktober nach Narita geflogen. Unsere erste Unterkunft war ein Airbnb-Apartment in Konan-Chuo, Yokohama im Stile der japanischen 80er Jahre. Von hier aus besuchten wir in der ersten Woche Motos Verwandtschaft und trafen unter anderem auch zum ersten Mal Motos jüngste Halbschwester Yumi-chan und ihre Kinder. Wir erkundeten in dieser Zeit auch die Stadteile Futako-Tamagawa, Roppongi, Shibuya, Kamata sowie Shin-Yokohama und drehten eine E-Bike-Tour rund um Kamakura. Danach ging es mit dem Shinkansen Nozomi nach Nagoya. Hier übernachteten wir bei Motos Cousine und besuchten unter anderem den Shirotori-Garten, das Toyota Auto-Museum sowie das Gelände der Expo 2005 in Aichi. Von dort aus nutzten wir einen 5-Tages-Pass der Kintetsu-Eisenbahn-Linie und fuhren nach Osaka, Kyoto sowie Yoshino. 3 Nächte stellten wir uns dabei der Herausforderung im äußerst günstigen Hotel Sunplaza 2 Annex nahe des belebten Touristenviertels Shinsekai zu übernachten. Wieder zurück in Nagoya verabschiedeten wir Kourosh, Motos Schulfreund, der uns die ersten 2 Wochen begleitet hatte. Die Eindrücke bis zu diesem Zeitpunkt haben wir im folgenden 5-minütigen Video zusammengestellt:

Die anschließende Woche verbrachten wir bei Miho und ihrer Familie in Fukui im Rahmen eines Workaways. Dort verbrachten wir eine erlebnisreiche Zeit mit den Kindern (Natsumi, Yuka, Kayoko und Taisuke). Wir durften dabei hautnah miterleben, wie eine vollzeit-arbeitende japanische Mama gekonnt den Haushalt koordiniert und ihre lebhafte Familie umsorgt. Das war sehr beeindruckend. Wir hatten aber auch die Zeit mit unserem JR-West-All-Area-7 -Day-Railpass Tagesausflüge nach Kanazawa und nach Echizen-Ono zu machen. Zudem haben wir bei „Goldo“ ganz in der Nähe des Fukui Bahnhofs, das bisher wohl beste vegane Softeis entdeckt.

Mit einer Zwischenübernachtung im Hotel 1-2-3 in Kokura inklusive Riesenradfahrt ging es dann mit dem Northern-Kyushu-5-Day-JR-Railpass weiter nach Beppu. In dieser Küstenstadt gibt es über 3700 Thermalquellen, wovon eine sich im Hostel Onsenyado Hamayu befindet. Hier gönnten wir uns einen 10-tägigen Aufenthalt. Die Einrichtung war zwar nicht mehr auf dem neuesten Stand, aber hier konnten wir uns täglich im heißen Quell-Bad entspannen und lernten viele interessante Reisende kennen. Unter anderem Lorenzo einen jungen italienischen SUP-Lehrer, der spontan für unser neustes Musikvideo die Gitarre spielte. Am nahegelegenen Badestrand konnten wir sogar noch schwimmen gehen. Yasu hatte seinen Spaß in der hauseigenen Schießbude seine Zielgenauigkeit mit dem Korkgewehr zu üben und sich seine eigene Zuckerwatte zu drehen. 

Bei Tagesausflügen bewunderten wir das Naturphänomen von zwei (Umi- und Kamado-Jigoku) der insgesamt sieben Höllenquellen, bei denen in unterschiedlichster Form und Farbe, das Wasser mit über 90 Grad aus der Erde sprudelt. Wir besuchten auch wieder die Affen auf Takasakiyama und ließen einige zwischen unseren Beinen hindurch huschen, was Glück bringen soll. Wir fuhren nach Fukuoka, um dort einen verregneten Tag im Wissenschaftsmuseum inklusive Planetariumsvorführung zu verbringen und auch nach Yufuin, wo wir  bei einem heißen Fussbad, die ersten herbstlichen Rotfärbungen in den Bergen betrachteten.

Zwischenzeitlich kam dann auch am 12. November Oma Keiko nach Beppu, um mit uns die restliche Zeit in Japan zu verbringen. Nach zwei Übernachtungen im Universal Hotel Annex in Okayama inklusive Besichtigung des Korakuen-Gartens sowie Burg und eine Nacht im ABC Guest House in Izumisano sind wir dann von Osaka aus nach Bangkok geflogen. Die Eindrücke für diesen Zeitraum haben wir im folgenden 4-minütigen Musikvideo zusammengestellt:

Hatten wir nun in diesen insgesamt 5 Wochen die perfekten Tage?

Nun ja, wir haben definitiv viel erlebt. Fast täglich sind wir einen anderen Zug gefahren. Sei es ein Shinkansen (Nozomi, Sakura, Tsurugi), ein Limited Express (Thunderbird, Haruka, N’EX), oder auch Oldtimer wie den Sagano Torokko in Kyoto und den Streettrain in Okayama, unser Zugliebhaber Yasu ist voll auf seine Kosten gekommen. Einmal fuhr er sogar als einziger Passagier auf einer Mini-Lok zwei Runden im Oita Bahnhof. Entsprechend haben wir viele touristische Attraktionen besucht, was in Japan auch heißt, dass wir mit vielen verlockenden Souvenir-Läden konfrontiert wurden. So durften wir erleben, wie Yasu, mit einem großzügigen Taschengeld von seinem Großonkel Shoji (10.000 Yen, ca. 60 Euro) ausgestattet, seine ersten Shopping-Erfahrungen sammelte. 

Mit der Aussage, dass er viele seiner Spielzeuge auch in Japan brauchen würde, weil er dort nichts finden würde, sind wir einst aus Deutschland u.a. mit einem Holzfeuerwehrwagen, 7 Kuscheltieren, 6 Spielzeug-Autos, Pokemon-Kartensammlung sowie 3 Bällen losgereist. Mittlerweile sind wir u.a. mit zusätzlichen 4 Kuscheltieren, 3 Spielzeugfahrzeugen, einer Wasserpistole und Luftballonpumpe in Thailand angekommen.

Yasu hat aber auch gern Bambus-Stöcke am Strand sowie rotgefärbte Blätter im Wald gesammelt, damit kreativ gebastelt, hat gemalt und viele Origami-Figuren gefaltet. Zudem konnten wir seine Holzfeuerwehr für das trocknen unserer Wäsche nutzen.

Nichtsdestotrotz dürfen wir wohl nun nüchtern konstatieren, dass unsere Reise bisher eher geprägt war von visuellen sowie materiellen Konsum-Erlebnissen. Auch kulinarisch waren wir oft damit beschäftigt über Happy Cow vegane Restaurants zu suchen, die durchaus das Erlebnis wert waren. Aber unser ursprüngliches Vorhaben, mehr in der freien Natur von Japan zu sein und mehr besinnliche Tage zu verbringen, ist uns wenig bis kaum gelungen. Wir haben zwar sehr schöne Berglandschaften gesehen, aber wir haben es nicht geschafft auch nur eine davon zu bewandern. So war dieser Japan-Aufenthalt im Prinzip eine ausgiebigere Version unserer letztjährigen Reise mit etwas mehr Ruhephasen durch die Aufenthalte in Fukui und Beppu.

So haben wir aber auch einen guten Grund für eine weitere Japanreise. Vielleicht verzichten wir dann ganz bewußt auf die zum Zügefahren verleitenden Flat-Rate-Railpässe, mieten uns nur noch Hütten tief in den Bergen oder reisen gleich mit einem Camper durch die japanische Wildnis.

Wie auch immer, wir haben insoweit unsere perfekten Tage erlebt, dass wir gemeinsam als Familie unsere Resilienz stärken durften, in dem wir uns fast täglich mit dem Ungewohnten auseinandersetzten. Sei es ein erholsamer Schlaf oder eine sättigende Mahlzeit, es war nicht immer leicht allein diesen Grundbedürfnissen gerecht zu werden. Dankbar schauen wir nun zurück auf diese außergewöhnliche Zeit, in der wir wieder viel dazulernen und uns auf die wesentlichen Tugenden wie Geduld und Genügsamkeit fokussieren durften.

Egal was wir tun, die Welt wird sich weiterdrehen. In Japan schien sie sich sogar schneller zu drehen. Mal sehen, wie das in unserem nächsten Reiseland Thailand sein wird.

Auf jeden Fall wünschen wir Euch allen eine gute Bodenhaftung auf diesem manchmal sehr trubeligen Karussell des Lebens und dass ihr immer wieder Euren eigenen (Familien-)Weg finden möget! 🙂

Liebe Grüße aus Rayong, wo wir heute den 6. Geburtstag von Yasu feiern! 😁🥳🎂

Familie Watanabe (Lisa, Yasu und Moto)

P.S.: Hier noch ein paar Fotos von der Reise!

Lass uns noch mal aufdreh’n!

Yuji, ein japanischer Unternehmer, war nicht nur geschäftlich sehr produktiv. Seine Ehefrau beglückte ihn mit drei Söhnen und drei Töchtern, die auch noch in abwechselnder Reihenfolge (zuerst ein Junge, dann ein Mädchen, dann wieder ein Junge usw.) geboren wurden. Warum Yuji sich dann trotz dieses Kindersegens entschloß eine Affäre mit einer anderen Frau einzugehen und mit ihr noch ein Kind zu zeugen, weiß keiner so genau. Er ist bereits 1989 mit 53 Jahren verstorben.

Nun ja, dieses 7. Kind, das heute vor 50 Jahren geboren wurde, ist Moto. Die Geburt fand auf den Philippinen statt. Das hatte Yuji so arrangiert, um Motos Mutter Keiko vor all dem Trubel zu bewahren, welchen so eine außereheliche Geburt im damals noch recht konservativen Japan mit sich gebracht hätte. So wurden Mutter und Kind von ganz lieben philippinischen Helferinnen umsorgt und konnten nach einem Jahr gut erholt nach Japan zurückkehren, wo sie ganz herzlich von Familie und Freunden empfangen wurden. Keiko und Yuji beendeten kurz darauf ihre Beziehung, nachdem Yuji aufgrund der damaligen Ölkrise in finanzielle Nöte geraten war.

Etwas später lernte Keiko den deutschen Weltenbummler Werner kennen. Sie heirateten in ganz traditionellen Kimonos und 1976 wurde dann Motos Halbbruder Muzius geboren. Wegen Unstimmigkeiten trennte sich das Ehepaar allerdings bereits nach 2 Jahren. Werner verließ Japan und nahm Muzius mit. Keiko sah ihr zweites Kind erst nach vier Jahren wieder, als sie mit Werner in Deutschland einen zweiten Versuch unternahmen, um ihre Ehe zu retten. Dieser ging aber erneut schief, so dass Keiko und Moto sich 1980 plötzlich in einem Frankfurter Frauenhaus wiederfanden. Es folgte die Scheidung. Das Sorgerecht für Muzius wurde Werner zugesprochen, der bald darauf wieder mit seinem Sohn verschwand. Keiko lernte wiederum ihren zweiten Ehemann Norbert im romantischen Heidelberg kennen und lieben. So kam es, daß Moto seit seinem sechsten Lebensjahr wieder als Einzelkind in Deutschland aufwuchs.

Konntet ihr soweit folgen?

Trotz oder vielleicht sogar wegen all dieser familären Wirrungen erlebte Moto eine abwechslungsreiche erfüllende Kindheit, in der er von vielen lieben Menschen gefordert und gefördert wurde. Zudem durfte er nun in diesem Sommer, aufgrund seines wildverzweigten Familienbaums, ein Geschwistertreffen der besonderen Art erleben. Bisher hatte Moto bei seinen Geschwistern nur Kontakt zu seinen zwei ältesten Halbbrüdern Kiyohito und Yoshinobu sowie zu seinem jüngeren Halbbruder Muzius. Am 6. August 2024 durfte er nun zum ersten Mal eine seiner drei älteren Halbschwestern kennenlernen.

Yoshimi ist die zweitälteste Tochter von Yuji und bezeichnet sich selbst als Sonderling der Familie. Sie studierte Kunst in New York, wo sie ihrem künftigen Eheman Jason begegnete. Gemeinsam bauten sie ein Haus in den Wäldern von Oregon, wo sie ihre beiden Söhne großzogen. Mit viel Fürsorge und Liebe entschieden sich die beiden Eltern dafür, mit anderen Familien aus der Umgebung gemeinschaftlich eine ganzheitliche Lernbegleitung für ihre Zöglinge unabhängig vom amerikanischen Schulsystem zu gestalten. Der Ältere, Konoha, studiert mittlerweile Molekularbiologie in Colorado. Sein jüngerer Bruder Biwa arbeitet derzeit als Schwimm- und Skilehrer für Kinder und ist ein begeisterter Kletterer.

Konoha verdanken wir nun, daß sie uns erstmals nach so langer Zeit von so weit her besuchen kamen. Als Teenager bewarb er sich für einen Schüleraustausch. Nachdem sein Erstwunsch Schweden nicht erfüllt wurde, entschied er sich für Deutschland. Hier gefiel es ihm so gut, dass er dieses Jahr für ein Auslandssemester in Regensburg, wiederkam. Dies zum Anlass entschieden sich seine Eltern den gemeinsamen Familienurlaub erstmals in Deutschland zu verbringen. So entstanden plötzlich ungeplant die optimalen Voraussetzungen für das allererste Treffen von Moto mit seiner Halbschwester Yoshimi, zumal diese ausgerechnet den Flug mitten in den hessischen Sommerferien direkt nach Frankfurt, unweit von unserem Zuhause gebucht hatte. Den noch nötigen Erstkontakt, vermittelte dann Yoshinobu, der zweitälteste Halbbruder, der Moto die E-Mailadresse von Yoshimi schickte, als er von den Reiseplanungen seiner Schwester erfuhr.

So aufgeregt und gespannt war Moto schon lange nicht mehr vor einem Treffen. Das letzte Mal war das, als er 1994 gemeinsam mit Keiko ihren zweiten Sohn Muzius, also seinen Halbbruder, nach fast 10 Jahren wieder traf. Wie damals, war die Freude und Erleichterung dann riesig, als sich alle zur Begrüßung einfach umarmen konnten. Es folgten drei wunderbar intensive Tage mit der liebevollen Familie aus Oregon, voller überraschender Momente der Vertrautheit und des gegenseitigen Verständnisses inklusive Sight-Seeing, Bouldern, Musizieren und Strandspielen. Möglicherweise haben wir nun mit den USA ein weiteres Reiseziel für unser Sabbatjahr.

Ja, mit den Sommerferien hat das Sabbatjahr angefangen und wir lassen es uns gut gehen. Nachdem wir uns erneut mit Frischkost bei Zeltfreizeiten im Odenwald und in Berndroth unser Immunsystem geboostert hatten, genießen wir nun die stundenplanfreien Tage bei uns in Bürgel. Sei es jonglieren, Hacky-Sack oder Federball spielen mit den Nachbarskindern im Hof, Brettspielabende in der Wohnung, Fahrradausflüge zum Main-Strand oder die Weitergestaltung unseres Gartens, unverplant sind wir doch gut beschäftigt.

Mit unserem neusten Musikvideo zeigen wir euch einige Impressionen unserer letzten Aktivitäten:

Desweiteren freuen wir uns immer wieder über Besuche. Sei es wanderlustige Päarchen, freilernende Camper-Familien oder alte Freunde, die Welt ist voller interessanter Menschen. Wir lieben die ungezwungene Verbundenheit, die wir mit all unseren Gästen teilen können.

Voller Dankbarkeit schaut Moto nun auf seine 50 Erdenjahre zurück, in denen ihm von so vielen lieben Menschen in vielerlei Sinne geholfen wurde. So schaffte er es mit seiner Schule vor kurzem auch, mit zwei Projekten jeweils den 1. Platz beim Nachhaltigkeitspreis Hanau zu erreichen, bei dem ihn viele seiner Freunde und Familienmitglieder mit ihrer Stimme unterstützt hatten.

Auch deshalb laden wir für das kommende Wochenende alle zu uns in den Garten ein, bevor wir uns Mitte Oktober für 2 Monate nach Japan und Thailand verabschieden. Wir gehen dann zwar nicht wie ein Komet, der zweimal einschlägt, aber zumindest wollten wir noch mal ordentlich aufdrehen und mit allen feiern. Wir freuen uns dann viele zu sehen, mit denen wir uns verbunden fühlen, egal wie lange wir uns nicht mehr gesehen oder gar von einander gehört haben.

Unser derzeitiger Mentor Dr. Joe Dispenza sowie die letzten Erlebnisse haben uns wieder daran erinnert, daß egal was wir in der Vergangenheit bis hin zur frühsten Kindheit erfahren haben, es nichts gibt, was uns vom Glücksein abhalten kann. Mit den entsprechenden Bewusstsein, bei denen Meditationspraktiken sehr hilfreich sind, können wir jede Unstimmigkeit im Leben, sei sie noch so tragisch, zu einem Umstand umkreieren, welcher uns ermöglicht die wundervollsten Ereignisse und Begegnungen zu erleben.

Dennoch bemühen wir uns stets, liebevolle Eltern zu sein und Yasus Kindheit so friedvoll wie möglich zu gestalten. Auch wenn das dazu führen könnte, das er ein Rockstar wie Udo Lindenberg werden muss, damit er sich auch in Zukunft all die Dienstleistungen, die er derzeit von uns beansprucht, wie etwa Zu-Bett-getragen-werden, Zähne-geputzt-bekommen, Individuell-bekocht-werden, Aufräum- sowie Haar-Kämm-Service oder die Lizenz-zum-Chaos-und-Quatsch-machen, leisten kann. Aber vielleicht reicht es ja auch, wenn er dann irgendwann wie der Altrocker sagen kann: „Ich bin von Beruf Yasu Watanabe. Meinen Job gibt es nur einmal auf der Welt!“

Im diesen Sinne schicken wir euch allen, die ihr jeder für sich so einmalig und einzigartig seid, unsere liebsten Grüße und wünschen Euch viel Freude und Spaß dabei, ihr selbst zu sein! 🙂

Eure Familie Watanabe (Lisa, Yasu und Moto)

Don’t Worry, Be Hoppy!

Unsere ehrenamtliche Vollzeitmama und Haushalts- sowie Gartenmanagerin wird vierzig Jahre alt!

Zu diesem Anlass gönnen wir uns eine sechstägige Auszeit mit einem ganz entspannten Skiurlaub in Schladming.Untergebracht im idyllischen Rücklhof tanken wir drei unsere Extraportion Energie für das neue Jahr 2024! Während Yasu seine Leidenschaft für das Skifahren entdeckt hat und dafür sogar freiwillig zur (Ski-)Schule geht, können wir Eltern endlich mal wieder so tun, als wären wir ein frischverliebtes Päarchen, das täglich ein Rendezvous auf der Piste hat.

Mit unserem selbstauferlegten Anspruch unserem Kind möglichst all die Aufmerksamkeit zu schenken, die er von uns einfordert, kam die Zeit für vertraute Zweisamkeit in den letzten Jahren doch etwas kurz. Hinzu kommen ja noch all unsere alten emotionalen Themen, die wir in unserer Beziehung hin und wieder, mal mehr, mal weniger, auf- und abarbeiten dürfen. Nach all unseren guten Erfahrungen mit alternativen Heilungsmethoden, stellen wir nun überrascht fest, dass eine konventionelle Skifreizeit mit all dem dazugehörigen Pipapo von Service und Zubehör durchaus auch eine effektive Paartherapie sein kann. Auf die Idee eine gemeinsame Woche mit Lisas Mutter und ihrem Mann zu verbringen, hatten diese für uns den Skiurlaub mitorganisiert. Wir können den beiden jetzt einfach nur dankbar sein, daß sie uns diese kostbare Gelegenheit ermöglicht haben, uns wieder daran zu erinnern, warum wir geheiratet haben. So hat Moto auch wieder die Muße gefunden, diesen Blog pünktlich zu Lisas Geburtstag zu veröffentlichen.

Denn es gibt wieder was zu berichten!

Wir haben dieses Jahr einiges vor. Im August und September soll in unserem Garten groß gefeiert werden. Einmal der 60. Geburtstag von unserem Mitbewohner Pit und dann der 50. von Moto sowie die „Losgeherei“ zu unserer Zugreise nach Japan.

Bis dahin wollen wir die Jurte sowie den Garten wieder aufpeppen und noch partytauglicher gestalten. Im letzten Jahr waren wir alle drei, wie im letzten Blog schon berichtet, mit allerlei anderen Dingen beschäftigt, so daß insbesondere die Jurte kaum genutzt wurde worunter sie sehr gelitten hat. Unsere Jurte benötigt nämlich viel Aufmerksamkeit, ansonsten fängt sie an auch anderen haarigen Geschöpfen ihre Gastfreundschaft anzubieten. Nun ja, nach der langen Jurtenabstinenz sind wir wieder motiviert, das zu ändern. Wir würden gern schon mindestens einen Monat vor unserer großen Reise wieder die Jurte als Zuhause nutzen, um uns daran zu gewöhnen, wieder eine lange Zeit ohne den Komfort einer volleingerichteten Wohnung inklusive Einbauküche zurecht zu kommen. Dafür soll auch ein kleiner Fußballplatz im Garten fertiggestellt werden, damit Yasu aber auch Moto einen zusätzlichen Anreiz bekommen, mehr dort zu verweilen.

Nach den Feierlichkeiten und mit dem Beginn des Sabbatjahres von Moto starten wir dann unseren Railroadtrip Richtung Osten. Den ersten längeren Zwischenstopp werden wir dabei im Iran haben, wo wir Motos allerliebsten Schulfreund besuchen dürfen. Die weiteren Stationen werden peu a peu mit der Zeit weitergeplant.

Musikalisch bereiten wir uns auch schon auf unsere Welt-Tour(nee) vor. Fast täglich wird jetzt mit unserem neuesten Reisebegleiter, der Ukulele, geübt. Lisa hatte bereits ihren ersten spontanen öffentlichen Ukulelen-Auftritt zwei Tage vor Heiligabend in einem ICE, als wir auf dem Weg ans Meer nach Lübeck waren, um Lisas Vater und seine Partnerin zu besuchen.Die Bahnreisenden, die kurz zuvor erfahren hatten, dass so ziemlich alle Züge Richtung Norden aufgrund von sturmbedingten Oberleitungsschäden vorzeitig in Kassel-Wilhelmshöhe enden würden, konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, nachdem Lisa ihnen „Don’t Worry, Be Happy!“ inklusive einer der Situation angepassten Strophe vorgesungen hatte.

So haben wir jetzt schon unseren Spaß mit diesem wunderbar kompakten Instrument und sind dem Kollegen aus Motos Schule, der sie Lisa einfach so schenkte, sehr sehr dankbar.

Apropos Geschenke. Nachdem Zugausfall durften wir ganz unverhofft unsere bisher längste Fahrt mit einem Taxi erleben. Die Deutsche Bahn hatte dafür großzügig Gutscheine ausgegeben und so wurden wir bis vor Lisas Vaters Haustür in Lübeck gefahren. Die Ankunft war zwar etwas spät, aber dafür wurden wir mit einer äußerst schmackhaften Linsensuppe empfangen. Mit diesem wohltuenden Mitternachtssnack konnten wir dann ganz entspannt den erlebnisreichen Reisetag ausklingen lassen.

Damit wir bei all unseren Reisen, sowohl in die große weite Welt als auch tief in unsere Seelenwelten, weiterhin so gut von hilfsbereiten Engeln begleitet und unterstützt werden, haben wir wieder bewußter angefangen uns in aufrichtiger Dankbarkeit zu üben. Dabei haben uns die vielen Praxistipps aus dem Buch „Magic“ von Rhonda Byrne sehr geholfen.

Jedes Mal, wenn wir uns wieder erinnern, auf was für einem wunderbaren Planeten wir leben und wir diesen ja mit unserem genialen menschlichen Körper voller faszinierender Funktionseigenschaften jederzeit erleben sowie gestalten können, dann können wir nur staunen wie erfüllend unser Dasein auf Erden eigentlich ist. Und mit jedem aufrichtigen Dank können wir alles, sei es auch eine noch so leidvolle Erfahrung, wertschätzen und in Allem einen Sinn erkennen. Im Prinzip können wir damit alle Sorgen loslassen und selbst bestimmen, wie zufrieden wir im Hier und Jetzt sind, um langfristig ein erfülltes glückliches Leben führen zu können. Das ist zumindest unsere Sichtweise, welche uns hilft jeden Tag mit Mut, Vertrauen und Zuversicht zu beginnen.

Also, danken wir Euch auch diesmal von ganzem Herzen, daß ihr Euch die Zeit genommen habt, bis zu diesen Zeilen zu lesen und vielleicht sogar unser neuestes Youtube-Video anzuschauen. Euer Interesse gibt uns das gute Gefühl gehört und vielleicht auch besser verstanden zu werden. Ist schon toll, immer mal wieder die Aufmerksamkeit von anderen zu haben. Da sind wir nicht bescheiden! So wie derzeit Yasu, der angefangen hat uns fast täglich neue Witze zu erzählen, auch wenn wir nicht immer die Pointe verstehen. So oder so bringt er uns zu lachen, weil er selbst so schön darüber lachen kann. Wer weiß, vielleicht haben wir es auch diesmal geschafft euch etwas aufzuheitern und konnten Euch sogar noch ein paar positive Impulse für den Tag mitgeben?

Wie auch immer, wünschen wir Euch hiermit auch ein sorgenfreies, glückliches neues Jahr 2024!

Mit ganz lieben Grüßen aus Schladming,

Lisa con Moto e Yasu

P.S.: Wir hatten noch einen wunderschönen Geburtstagsabend im Restaurant Hotel Brüggler in Radstadt verbracht, wo wir mit feinsten Speisen aus der fast ausschließlich veganen Küche bedient wurden. Es gab unter anderen Knoblauchcremesuppe, Frühlingsrollen mit Kimchi, Tomaten mit Cashewrella, dreierlei Semmelknödel, Falafelwrap mit Süßkartoffelpommes, Käferbohnen-Bulgur-Burger, Pilztortellini, Kaiserschmarrn, Apfelstrudel mit Vanilleeis. Alles superlecker und rein pflanzlich. Das Restaurant mit sehr schöner Ambiente sowie freundlicher Bedienung war gut besucht und wir hatten viel Spaß. Zwischendurch wurde sogar in großer Runde (Oma, Opa, Tante und Onkel von Yasu waren auch dabei) Uno gespielt!

Apropos, ansonsten war die vegane Versorgung während des Skiurlaubes auch abwechslungsreich. Es gab in den Hütten, wo wir eingekehrt sind immer mindestens eine vegane Option. Der Bioladen „Biochi“ in Schladming hatte zudem eine Riesenauswahl an pflanzlichen Produkten, so daß wir vieles selbst zubereiten konnten. In Rücklhof konnten wir vormittags eine schnuckelige Miniküche und nachmittags die größere Gastküche nutzen.

Lied für alle Liebenden

Unser persönlicher Emotionstrainer wird fünf Jahre alt! Unerbittlich hat er uns auch in diesem Jahr gezeigt, wie sehr wir noch anfällig sind für alle möglichen Gefühlsausbrüche, wenn irgendeiner unserer tiefverwurzelten Glaubenssätze mit seiner Unbefangenheit in Konflikt geraten. Sei es Pünktlichkeit, Reinlichkeit oder Freundlichkeit, es fällt uns nicht immer leicht gelassen zu bleiben, wenn er schonungslos mit all seinen durchaus berechtigten kindlichen Gemütsschwankungen uns im „richtigen“ Moment auf dem falschen Fuß erwischt. Sei es die Idee unbedingt noch eine Runde Uno spielen zu wollen, wenn wir noch rechtzeitig zu einem Termin wollen, sei es gerade dann, wenn wieder ein Besuch ansteht, darauf zu bestehen, dass seine Haare ungekämmt und die Fingernägel unsauber lang bleiben sollen oder seine Konsequenz auf das Zauberwörtchen „Bitte“ zu verzichten, just dann, wenn unser Energie-Level am niedrigsten ist, sein Timing ist fast schon professionell, wenn eine Absicht dahinterstecken würde.

Nichtsdestotrotz sind wir weiterhin sehr bemüht unserem Sohn, so weit wie möglich die Aufmerksamkeit zu geben, die er einfordert, und ihn all seine Gefühle ausleben sowie seiner Begeisterungsfähigkeit freien Lauf zu lassen. So erkennen wir dann doch erfreut, wenn wir genau hinschauen, auch Stück für Stück die kleinen Lern- und Wachstumsfortschritte bei ihm. Allerdings sind wir, mit all den damit verbundenen emotionalen Erfahrungen, auch zu der Erkenntnis gekommen, dass eine externe Betreuung bei einem Kindergarten, in Maßen beansprucht, durchaus hilfreich und fördernd für eine gesunde Familienentfaltung sein kann.

So sind wir sehr dankbar, dass wir für Yasu einen Waldkindergarten-Platz bei den „wilden Glühwürmchen“ in Mühlheim erhalten haben, wo er sich für ein paar Stunden in einer natürlichen Umgebung mit liebevoll engagierten WegbegleiterInnen unabhängig von uns weiterentwickeln kann und wir die Zeit nutzen können, etwas an unserer Kinderlaunenresilienz zu arbeiten.

Wir haben zwar für die Eingewöhnung eine unerwartet lange Dauer von über 4 Monate benötigt und allerlei nervliche Strapazen aufgenommen, um eine für alle Beteiligten angemessene Routine für die Vorbereitung sowie das rechtzeitige Ankommen zu etablieren. Aber wir haben es geschafft und können voller Zufriedenheit sagen, dass Yasu seine Freude hat täglich an der frischen Luft mit den anderen Kindern die Vielfalt des Waldes zu entdecken und in Bewegung zu sein. Auch wenn das für uns bedeutet, dass wir immer wieder mal neue Aufbewahrungsorte für all seine im Wald gesammelten Stöcke und anderen Naturmaterialien finden müssen. Abgesehen davon kann Lisa sich nun vormittags mehr Zeit für sich nehmen, in aller Ruhe die Hausarbeit zu erledigen, um in unseren Garten zu verweilen, in unseren Lieblingsladen Bioeck einzukaufen oder eines der vielseitig heilsamen Rezepte von Anthony William auszuprobieren, um uns mit abwechslungsreichen Gaumenfreuden zu beglücken.

Die Nachmittage verbringt Yasu derzeit viel mit den Nachbarskindern auf dem Spielplatz in unserem Innenhof. Soweit möglich, ist einer von uns Erwachsenen dabei und spielt mit. So haben wir schon viel gelernt. Unter anderem wissen wir jetzt welche Eigenschaften die verschiedenen Pokemons haben, welcher Fußballer welche Fußballtricks anwendet, welche Pop-Songs gerade angesagt sind oder wo man sich auf dem Gelände gut verstecken kann. Und die Kinder freuen sich, wenn Lisa ihre Jonglieruntensilien für alle zum ausprobieren auspackt oder Moto die Jägerrolle beim Versteck-Fangen-Spiel übernimmt.

Mittlerweile ist Yasu auch im Fußballverein und gemeinsam mit Moto als Assistenz-Trainer der Bambinis durfte er sogar schon bei Turnieren teilnehmen. Diese in vielerlei Hinsicht bereichernde Vater-Sohn-Aktivität hatte sich dankbarer Weise durch den freundschaftlichen Austausch mit den Eltern der Nachbarskinder ergeben. Wenn es passt gehen wir immer wieder auch gemeinsam in unseren Garten und zu unserer Jurte, welche derzeit nicht so intensiv genutzt wird wie letztes Jahr, aber trotzdem ein wichtiger Kraftplatz für uns ist. Es ist beruhigend zu wissen, dass wir jederzeit dorthin zurückkehren können, wenn wieder das Bedürfnis nach mehr Naturverbundenheit aufkommt und wir es schaffen, die Jurte noch witterungsbeständiger zu gestalten.

Dieses Jahr waren wir oft anderweitig unterwegs. Sei es runde und unrunde Geburtstage, Hochzeiten, Taufen oder Jubiläumsveranstaltungen, wir durften im diesen Sommer wieder viel und gesellig mitfeiern. Nach all dem politisch-gesellschaftlichen Trubel und den Kontroversen der letzten zwei Jahre, hatten wir nun eine sehr harmonisch-versöhnliche Zeit erlebt. Viele Aspekte wie das „Ehrliche Mitteilen“ von Gopal Norbert Klein oder die einfachen Gewahrseins- und Emotionsübungen aus „The Greatest Secret“ von Rhonda Byrne haben uns geholfen, dass Weltgeschehen, so wie wir es erleben, viel zuversichtlicher und gelassener betrachten zu können und zugleich zufriedener im Hier und Jetzt zu sein.

Passend dazu hat Moto auch ein Jahresseminar im „Schulfach Glück“ nach dem Prinzip von Dr. Ernst Fritz-Schubert absolvieren dürfen, bei dem sich eine ungewöhnliche Gruppe von offenherzigen Menschen zusammengefunden hatte, die metaphorisch gesehen als junge Piratinnen und Piraten gemeinsam eine bemerkenswerte Abenteuerreise quer durch die Glücksforschung erlebten. Nun unterrichtet Moto offiziell das Fach Glück an seiner Schule als Wahlpflichtfach.

Apropos, Motos Schule wurde auch in diesem Jahr beim Nachhaltigkeitspreis Hanau ausgezeichnet und belegte dank der Unterstützung von Euch allen mit dem Projekt „Die LGS backt nachhaltig pflanzlich!“ den zweiten Platz in der Kategorie Medien/Kreativpreis.

Ein besonderes Highlight des Jahres war zudem der Besuch von Samuel Koelewijn, einem vielseitig talentierten und engagierten Persönlichkeitscoach, mit dem wir sein wundervolles Lied für alle Liebenden neu aufnehmen durften. Das Lied begleitet mit einigen Impressionen aus unserem Familienleben findet ihr hier auf unseren Familienkanal.

Wir wünschen Euch hiermit eine schöne Vorweihnachtszeit mit all euren Lieben. Lasst es euch von ganzem Herzen gut gehen! 🙂

Mit ganz lieben Grüßen aus Bürgel,

Lisa, Yasu und Moto

Tausend und ein erstes Mal

Wir haben den 80. Geburtstag von Oma Keiko zum Anlass genommen mit ihr unsere eigentlich für 2024/25 geplante Zugfahrt nach Japan auf die Osterferien 2023 vorzuziehen und die deutlich schnellere Flug-Variante zu wählen. So waren es dann nur 17 Stunden (inklusive Zwischenstopp in Taipeh), die wir benötigten, um vollkommen gejetlagged in Kansai Airport anzukommen. Der Flug an sich verlief ganz passabel. Unser Reiseproviant ergänzte sich gut mit den vorbestellten „vegan special meals“. Yasu hatte mit seinem Fensterplatz sowie dem Onboard-Kinder­unterhaltungs­programm gewissermaßen sein erstes ausgiebiges Fernseh-Erlebnis und war sonst auch gut beschäftigt. Für die in Japan noch geltenden Corona-Einreiserestriktionen für Ungeimpfte, reichte ein einfacher PCR-Lollitest von Ingenium Labs.  

Die ersten vier Tage waren wir in Shin-Osaka und übernachteten traditionell auf Reismatten in der gut ausgestatteten Jugendherberge mit der märchenhaften Nummer 1001. In der hauseigenen Thermalbadanlage konnten wir uns jeden Abend von unseren erlebnisreichen Tagestouren entspannen. Bei unserem ersten Ausflug zu den Tempelanlagen von Nara machte Yasu gleich Bekanntschaft mit den ansässigen Rehen, die einen gern auch mal anknabbern um an Leckerlis zu kommen. Einen Tag darauf waren wir schon am Meer in Oita und besuchten dort Keikos langjährige Freundin Naoko-san. Dort durften wir die Mittagszeit mit freilebenden japanischen Makaken-Affen verbringen, die täglich vom Takasaki-Berg in den eigens für sie eingerichteten Nationalpark kommen, um dort herumzutollen und zu futtern.

Am Karsamstag sausten wir dann mit dem Shinkansen „Sakura“ nach Nagoya zu unserer zweiten Übernachtungsstätte New Rolen Hotel. Hier empfing uns Mitoko-san, die uns abends zum Higashiyama Botanical Garden fuhr, wo wir noch rechtzeitig die Kirschblüten mit beeindruckender Beleuchtung erleben durften. Am Ostersonntag hatte sich tatsächlich der Osterhase die Mühe gemacht bis in den Hisaya-odori Garden Flarie zu kommen, um einen Schokohasen zu verstecken. Dabei war wohl Yasu das einzige Kind weit und breit, das sich auf die Ostersuche machte. Instinktiv und mit Lisas Hilfe entdeckte er voller Freude die Kostbarkeit, welche er sogar noch Tage danach vor dem vollkommenen Verzehr verschonte. Am Ostermontag wurden dann bunte Plastikklötzchen gesucht. Im Legoland Japan verbrachten wir einen kurzweiligen Tag in mitten von überdimensionierten Legofiguren und -fahrzeugen. Im Miniland konnten wir all die bekannten Sehenswürdigkeiten von Japan vorab schon als Legonachbauten bewundern. Ein Original sahen wir dann gleich am nächsten Tag mit der Kinshachi-Burg von Nagoya, die an ihren Giebeln zwei goldene Delfine trägt und uns an Pit, unseren neuen Mitbewohner in Deutschland erinnerte. Tags darauf besuchten wir Motos Lieblings-Cousine Katsumi, ihre Töchter Akane und Chihiro sowie deren Kinder Neo, Tao, Roy, Charlie-Ray und Jesse-Rose mit denen wir zwei schöne gesellige Familientage verbrachten.

Danach folgten noch zwei Tagesausflüge mit dem Shinkansen-Schnellzügen „Hikari“ und „Kodama“, um die japanischen Halbbrüder von Moto zu treffen. Zuerst waren wir in Yokohama, wo wir die Hafenpromenade mit Yasus Onkel Yoshinobu entlang flanierten, der uns anschließend zum Tempura (frittiertes Gemüse) in einer alteingesessenen Gaststätte im Stadtteil Kannai einlud. Einen Tag später fuhren wir fast die gleiche Strecke nochmal nach Tokio, um mit Lisas Schwager Kiyohito, seiner Frau Noriko und deren Tochter Miyu die wuselige Einkaufswelt des Tokioter Hauptbahnhofs auszukundschaften und uns noch eine vegane Nudelsuppe bei T’s Tantan zu gönnen.

Nach all dem heiteren Familientrubel verschlug es uns dann am 11. Tag unserer Reise nach Fujinomiya, wo Lisa und Yasu zum ersten Mal das wohl bekannteste Wahrzeichen von Japan, den Fuji-san, bestaunen konnten. Hier verbrachten wir erholsame drei Tage, an denen wir die Feierlichkeiten zum 800. Geburtstag des Begründers der buddhistischen Nichiren-Religionsgemeinschaft miterleben und in deren Pilgerstätte Taisekiji verweilen durften. Oft begleitet von gut gelaunten Mönchen und deren besinnlichen Mantragesängen sowie Klangschalen, lernten wir ausgiebiger die traditionelle Seite Japans kennen. Im wohltuenden Onsen (japanisches Thermalbad) konnten wir zudem allabendlich unsere Seele baumeln lassen. Vor der Abreise nach Osaka, gönnten wir uns noch die Gaudi und mieteten uns eine der in Japan fast schon zum Kulturgut gehörenden Karaoke-Boxen, in der wir eine Stunde lang Klassiker wie „We are the world“, „Yesterday“, „Nagori yuki“ oder „Ai wa katsu“ trällerten.

Zurück im Shin-Osaka Youth Hostel wurden wir dort mit „Okaerinasai!“ („Willkommene Rückkehr!“) begrüßt und verbrachten dort die letzten zwei Nächte unserer Reise. Tagsüber besuchten wir noch in Kobe das liebevolle Rentnerpärchen Hata, die vor Jahren eine Südeuropareise aufgrund einer plötzlichen Erkrankung abbrechen mussten, aber dafür einige erholsame Tage bei Oma Keiko und Opa Norbert am Kahler See verbringen konnten. Sie luden uns noch zu einer Hafenrundfahrt auf dem traditionell japanisch eingerichteten „Aketamaru“ ein und verköstigten uns anschließend mit leckeren japanischen Erdbeeren und Ananas in ihrer modern eingerichteten Ferienwohnung mit Meeresblick. Im Kobe kauften wir zudem Mitbringsel für Deutschland im Natural House und ließen es uns mit Madagascar-Vanilla- und Mix-Berry-Eiskugeln von Harlow Ice Cream noch mal richtig gut gehen.

Mit über 50 Kg gut gefüllten Koffern und zusätzlichem Handgepäck ging es zum Rückflug dann mit dem Regionalzug Kansai Airport Rapid Service zum Flughafen. Beim Zwischenhalt am Hauptbahnhof von Osaka versorgen wir uns beim „Bioral“ mit Reiseproviant und stärkten uns noch beim „Far East Bazaar“ mit grünem Smoothie und Arabian Gelato.

16 Flugstunden mit China Airlines, eine Stunde Aufenthalt in Taipeh, etliche Computerspiele sowie Hollywoodfilme auf einem kompakten Sitzrücken-Bildschirm und Schwupps waren wir wieder in Good Old Frankfurt. Fast lückenlos vollgepackt fuhr uns Opa Norbert mit seinem Fiesta dann nach Bürgel in unsere vertraute Wohnung, wo wir von Pit mit frisch gebackenen Schoko-Haferkeksen und frisch gebrühtem hawaiianischem Zimt-Tee herzlich empfangen wurden.  

Die 16 Tage in Oma Keikos Heimatland waren für uns alle drei eine sehr intensive Zeit. Japan war insbesondere für Lisa und Yasu eine fulminante (Kul-)Tour inklusive beschleunigter Zeit-, Klima-, Kommunikations- und Ernährungsumstellung. All die kleinen Herausforderungen, die wir dabei als Familie bewältigen durften, haben dazu beigetragen, dass wir noch mehr Vertrauen und Verständnis füreinander entwickeln konnten.

Mit all den außergewöhnlichen Sinneseindrücken (inklusiver beheizter Klobrille) und abwechslungsreichen Begegnungen konnte Lisa besser nachempfinden, wie es für ihren Sohn und all seine Gleichaltrigen sein kann, die ja tagtäglich die Welt neu entdecken und erforschen. Zudem konnte sie einen besseren Einblick dafür erhalten, wie die japanische Kultur und deren besondere Gepflogenheiten das manchmal missverständliche Wesen von ihrem Gatten beeinflusst haben könnten.

Für Yasu war die Reise einfach ein Mega-Abenteuer. Als Kapitän eines Space Shuttles, das mal ein Flugzeug, ein Shinkansen, ein Taxi oder ein Boot sein konnte, war er auf dem fremden Planeten Nippon gelandet. Mama und Papa waren dabei seine treuen Crew-Mitglieder, die dafür sorgten, dass er genügend Regenerationsmöglichkeiten und Nervennahrung erhielt. Unser tägliches Workout bestand meist darin, einen ermüdeten Yasu von A nach B zu tragen, wenn mal kein Space Shuttle zur Verfügung stand sowie lange Wege zu gehen, um Mango-Eis und/oder -Saft zu finden, welche zu dieser Zeit seine liebsten Energiebooster waren.

Moto hatte seinen Spaß, die Rolle des Navigators und Dolmetschers für seine beiden Liebsten zu übernehmen. Täglich suchte er eifrig die passenden Lokalitäten mit veganen Optionen bei HappyCow heraus und übersetzte geduldig die Zutatenliste bei all den Lebensmittel-Einkäufen.

Voller kindlicher Freude erlebte er auch die Wiederkehr an die Orte, wo er schon bei seinen früheren Japan-Aufenthalten gerne war und die er nun zum ersten Mal mit seiner eigenen Familie besuchen durfte. Das Wiedersehen mit seinen liebsten Verwandten, denen er schon so vieles zu verdanken hat, war dabei ermunternd herzlich und vertraut. Wir hoffen auf ein baldiges Wiedersehen mit ihnen in Deutschland, damit wir uns für all die lieben Aufmerksamkeiten, inklusive Taschen voller Spielzeug für Yasu, revanchieren können.

Voller Demut blicken wir nun zurück auf eine wundersame Reise, die für unsere Verhältnisse fast schon dekadent war und unsere Vorstellungen einer nachhaltigen Lebensweise auf den Kopf gestellt hat. Wir haben Langstreckenflug, tütenweise Plastikverpackungsmüll, viel Kochkost und Lebensmittel aus konventioneller Landwirtschaft sowie Großstadtgetümmel für dieses besondere Event bewusst in Kauf genommen und dabei alle Bedenken unter die Reismatte gekehrt. Wir hoffen nun insgeheim, dass uns dieser Trip wieder die notwendige Motivation gegeben hat, um all unsere angefangenen Nachhaltigkeitsprojekte voranzubringen, damit wir unsere versaute Ökobilanz wieder auf Vorderfrau bringen können.

Nach zuvor 11 Monaten vielversprechendem Jurtenleben waren wir, bedingt durch ein anstrengendes 1. Schulhalbjahr von Moto, alle etwas erschöpft. Zwei Monate vor unserer Japanreise signalisierte unser Körper dann, mit den zu dieser Jahreszeit üblichen Erkältungskrankheiten, dass es Zeit war für eine Erholung. Da unsere Jurte noch nicht alle uns wichtigen Komfortwünsche, wie warme Dusche oder ein morgendliches Aufwachen ohne Kälteschock, erfüllte, haben wir es uns dann wieder in unserer Wohnung gemütlich gemacht. Passend dazu schickte uns das Universum den Pit, einen fürsorglichen Freund und Delphin- sowie Wal-Versteher, mit dem wir nun in einer wohltuenden Mini-Gemeinschaft leben dürfen.

Nichtsdestotrotz hoffen wir bald wieder unser Jurtenleben fortführen zu können, um mehr in unserem Permakultur-Waldgarten verweilen zu können. Nun warten wir ungeduldig, aber mit großer Zuversicht, auf den richtigen Moment, die neue Gartensaison zu eröffnen. Wir freuen uns schon auf all die schönen Begegnungen, die in diesem Jahr dort oder auch woanders stattfinden werden. Wann immer es euch dann passt, schaut vorbei und fühlt euch willkommen! Bis dahin wünschen wir euch weiterhin eine gute Reise, wo immer euer Geist, Körper und/oder Seele unterwegs sein sollte!

Mit ganz lieben Frühlings-Grüßen aus Bürgel,

Lisa, Yasu und Moto

Kleines Stück zum Glück

Vor vier Jahren als Yasu geboren wurde, hatten wir uns viel vorgenommen. Wir wollten die allerbesten Eltern sein und nebenbei die Welt retten. Yasu sollte mit den hochwertigsten Nährstoffen aus der Rohkost aufwachsen und das auch noch möglichst aus dem eigenen Garten. Wir wollten Zero Waste praktizieren und komplett auf Plastik verzichten. Die gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg sollte der Standard bei all unseren Familienkonflikten sein.

Derzeit haben wir diesbezüglich unsere Ansprüche wieder runtergeschraubt. Wir ernähren uns wieder bis zu 50% von gekochtem Essen. In unserem Einkaufskorb findet man immer mal wieder kunststoffverpackte Lebensmittel. Und es kommt doch mal vor, dass wir entnervt verbal um uns schlagen. Andere Vorhaben, wie etwa unsere Karriere als Buchautoren oder der Aufbau unseres Permakultur-Waldgartens verlaufen derzeit auch eher schleppend als zügig.

Bei der Rohkost fehlt uns noch die gesellschaftliche Akzeptanz. Insbesondere unsere Eltern zeigen genauso viel Begeisterung für diese durchaus gewöhnungsbedürftige Ernährungsform, wie etwa Lisa für Motos Fußballleidenschaft. So haben wir uns entschieden hier mehr Kompromisse einzugehen. Sich ausgewogen vegan zu ernähren ist dagegen so gut wie gar kein Problem mehr. Hier haben Tierschutzorganisationen wie ProVeg und leidenschaftliche Köchinnen wie Heidrun Quintino  enorm gute PR- und Aufklärungsarbeit geleistet (z.B. mit der Aktion Pflanzenpower). Sogar in Motos gewerblich-technischer Berufsschule ist nun auch dank deren Unterstützung vegan in aller Munde.  

Solch eine Unterstützung könnten all die engagierten Unverpacktläden noch gebrauchen. Das Bewusstsein, wie sehr wir unserer Gesundheit und der Umwelt mit einer Minimierung unseres Plastikkonsums helfen könnten, hat sich noch nicht in der breiten Gesellschaft etabliert. Entsprechend fehlen in unserer Nähe noch die Plastikverpackungsfreien Alternativen für beispielsweise geräucherten Tofu oder Cashew-Käse, welche wir derzeit gern verspeisen und bisher nicht die Muse fanden es selbst herzustellen.

Bei unserer Kommunikation haben wir gemerkt, wie schnell wir wieder in alte Muster fallen können, sobald wir ein gewisses Stress-Level erreicht haben. So wunderbar auch die Methode der gewaltfreien Kommunikation ist, bedarf es viel Übung um sie gerade dann anzuwenden zu können, wenn sie am meisten benötigt wird.

Nach vier Jahren, setzt sich nun entsprechend auch bei uns die Erkenntnis durch, dass das Elterndasein kein Zuckerschlecken ist und es durchaus okay ist mal kleinere Sauerteig-Brötchen zu backen. Jede grundlegende Veränderung braucht seine Zeit. Es wird immer mehr für uns ersichtlich, dass auch die kommende Generation bereit ist, aktiv eine enkeltaugliche Welt zu gestalten. Nachhaltiges Denken und Handeln gilt mittlerweile auch an staatlichen Schulen als eine Schlüsselkompetenz, welche immer mehr gefördert wird (z.B. mit dem Schulfach Glück). Wir haben gelernt, mehr die kleinen positiven Schritte zu sehen, die so viele Menschen gehen, die nicht im Rampenlicht stehen.

So sind wir dankbar, dass wir überhaupt Mama und Papa sein dürfen und finanziell immer noch alle Wünsche von Yasu erfüllen als auch all unsere Grundbedürfnisse befriedigen können. Wir wertschätzen jede Sekunde die wir mit Yasu verbringen können. Auch wenn manche Momente weniger amüsant sein können, wie wenn unser kleines Energiebündel einen Wutanfall bekommt und dann wild mit den unterschiedlichsten Gegenständen um sich schmeißt. Andererseits hält er uns auch immer wieder bei Laune, indem er beispielsweise stolz seine frisch geernteten Popel präsentiert, die größer sein können als seine kleinste Fingerkuppe. Wir sind zufrieden, dass wir von unseren 360 Büchern schon um die Hälfte verkaufen konnten, auch wenn wir längst schon mit der 2. Auflage gerechnet hatten. Bis unser Permakultur-Waldgarten zu dem wird was wir uns erträumt haben, gibt es doch noch verdammt viel zu erledigen, aber wir sind schon mal froh, den letzten Haufen von Altmüll abgetragen und schon zwei Indianerbananen geerntet zu haben. 

So üben wir uns in Geduld und hoffen tagtäglich darauf, dass wir die Jurte endlich soweit abgedichtet haben, dass kein Regen und auch keine Ratte mehr durchkommt.

Neulich im September feierte ein befreundetes Päarchen eine wunderbar improvisierte Last-Minute-Hochzeit in unserem Garten. Dabei lernten wir Samuel Koelewijn kennen. Passend zu unserer Lebenssituation sang er gemeinsam mit uns allen etwas, welches uns so sehr im Ohr wurmte, dass wir seine Textzeilen für unser neustes Musikvideo verwenden mussten. Für das gleichsam wunderbare Lied „aufstehen, aufeinander zugehen“ von Sven Schumacher haben wir extra dafür eine neue Strophe mit dem Text von Samuel kreiert und für unser neuestes Musikvideo eingesungen. Uns haben diese beiden so liebevoll geschriebenen Lieder wieder die zuletzt abhanden gekommene Gelassenheit in unseren Alltag zurück gebracht. Wir gehen wieder mit mehr Mut, Vertrauen und Zuversicht unsere Kinderschritte auf unserem Weg zum Familienglück und leben nach dem Motto: „Drei nach vorn und zwei zurück!“

Mit ganz lieben Grüßen,

Eure Familie Watanabe (Lisa, Yasu und Moto)

P.S: Das innere Spielkind von Moto ist gerade in heller Begeisterung ob des für fast unmöglich geglaubten Sieges seiner japanischen Nationalmannschaft gegen die Fußballübermacht Deutschland, auch wenn der erwachsene vernunftorientierte Teil in ihm zugeben muss, dass aus sozio-ökologischer Sicht insbesondere diese WM eine äußerst fragwürdige Angelegenheit ist. Nichtsdestotrotz war es eine große Freude für Vater und Sohn das Siegtor auf dem Laptop eines Freundes sehen zu dürfen, auch wenn für Yasu die verschiedenen Farbeinstellungen auf dem Monitor interessanter waren als das Spiel an sich. 🙂