Unser Sohn Yasuki erblickte an einen herbstlichen Sonntagmorgen in unserem Wohnzimmer die Welt. Es war eine unkomplizierte und kurzweilige Angelegenheit. Nachdem gegen halb drei Uhr morgens bei Lisa die Wehen einsetzten, begannen wir mit den letzten Vorkehrungen für die Ankunft unseres neuen Erdenbürgers. Das Wasser im Geburtspool wurde eingelassen, die Heizung wurden aufgedreht, die Kerzen angezündet und der Tee wurde gekocht. Eine Pause zwischen zwei Wehen nutzte Lisa dafür drei Engelchen aus der Bio-Bengelchen Tee-Probier mal!-Packung von Sonnentor zu basteln. Halb Sieben war dann eine gute Zeit, um unsere Hebamme Michelle anzurufen. Wir wollten ihr noch etwas Schlaf gönnen. Hätten wir gewusst, dass sie schon seit 3 Uhr morgens wach war und Serien angeschaut hatte, haha.
Während unser Fruchtwasserwesen die erste Hälfte des Geburtskanals gemächlich durchrutschte, verweilte Lisa im Geburtspool und atmete in den einzelnen Wellen nach der Hypnobirthing-Methode. Mit unterschiedlichen Körperhaltungen und Positionsänderungen unterstützte Lisa die Rutschpartie. Im Hintergrund lief Mantramusik von Snatam Kaur. Moto hatte die ehrenvolle Aufgabe immer wieder Lisas Kreuzbein mit den Handflächen zu drücken. Währenddessen wurden wir sehr rücksichtsvoll von unserer Hebamme betreut. In regelmäßigen Abständen überprüfte sie die Herztöne und gab uns stets die Zuversicht, dass alles gut verläuft. Wir hatten dann auch noch den Luxus, dass mit Melanie und Sarah zwei weitere Hebammen hinzukamen. Somit hatten wir zu den gebastelten drei Engelchen auch noch die Originale als Unterstützung dabei. (Die Original-Engel können hier bestellt werden)
In der zweiten Hälfte der Geburtskanalreise erhöhte sich der Wellengang. Hierfür stieg Lisa aus dem Pool, um es sich auf der vorbereiteten Matte unter unserem Hängesessel gemütlich zu machen. Die Geburtsbegleitmusik wechselte von sanften Mantragesängen zu den mehr rhythmusbetonten Popliedern von Lisa Stansfield und Gabrielle. Frauen-Power pur! Die Abstände zwischen den Wehen wurden kürzer und auch der Umgangston wurde ruppiger (O-Töne Lisa: „F…!“, „Das mach ich nie wieder!“). Moto hatte weiter die ehrenvolle Aufgabe Lisas Kreuzbein mit den Handflächen zu drücken.
Um 9:13 war es dann soweit. Lisa hielt sich am Hängesessel fest und kniete auf dem Hochzeitstuch mit Herzausschnitt durch das sie Moto genau 20 Monate vorher getragen hatte. Moto kniete vor Lisa auf dem Boden mit geschlossenen Augen und war gerade dabei eine meditative Entspannungsübung anzusetzen, um alle Sorgen rund um die Geburt loszulassen. Dann machte es flutsch und es war da! Moto durfte dieses glitschigen Knäuel zuerst in die Arme nehmen, welches sich dann sehr bald mit kräftigem Begrüßungsschrei zu einem Baby entfaltete. Die Übergabe des kleinen Wesens mit Meister-Yoda-ähnlichen Gesichtszügen an Lisa erfolgte relativ schnell, zumal Moto mit so viel Verantwortung auf einmal zu diesem Zeitpunkt etwas überfordert war. Leicht blutverschmiert ruhten dann farblich passend Mutter und Kind eine Weile auf dem rot-schwarzen Eintracht-Frankfurt-Handtuch. Zur Begrüßung unseres konfessionslosen Erdenkindes läuteten im Hintergrund die Kirchglocken.
Im Nachgang leistete uns noch die Plazenta Gesellschaft. Wir warteten ab bis unser neuer Herr im Haus den letzten Tropfen Blut aus seiner treuen Fruchtblasengenossin ausgesaugt hatte, bevor Moto voller Ehrfurcht die Nabelschnur durchtrennen durfte. Als Dank für ihre aufopfernden Dienste aßen wir frisch gebackenen Eltern noch eine Woche lang ein Stückchen von ihr. Einmal pur und die weiteren Male vermischt im Frühstücks-Smoothie verzehrt, sollten diese Leckerlis u.a. die Abwehrkräfte gegen Wochenbettdepressionen stärken. Ein weiteres Stückchen wurde für die Herstellung von Plazenta-Globolis an Mentop geschickt, welche künftig als heilpraktische Erinnerungskügelchen für unseren heranwachsenden Sohnemann an seiner Weggefährtin dienen sollen. Der Rest wartet in der Gefriertruhe darauf bald an einem schönen Platz vergraben zu werden, um darauf einen Baum für unseren neuen Erdling zu pflanzen.
Nachdem die wesentlichen Formalien, wie etwa Großeltern, Tanten und Onkel anrufen sowie das Wiegen (3380 Gramm) und Messen (54 cm), erledigt wurden, konnte die Hausgeburtstagsparty richtig beginnen. Lisa hatte extra für dieses Event eine Cashew-Käse-Torte (Rezept-Link) zubereitet. Unsere Hebammen und alle unsere Besucher in der ersten Woche erhielten ein Stückchen von diesem Geburtstagskuchen. Am Geburtstag an sich gesellten sich noch die Großeltern mütterlicherseits zu uns. Dabei betrieb der Großpapa ein Event-Hopping der besonderen Art. Heute mit seinem neuen Enkelkind gefeiert, am nächsten Tag schon auf dem Flug nach Hawai, um dort den Marathon zu laufen. Die Großeltern sorgten auch gleich dafür, dass die weiteren Verwandten benachrichtigt und mit Fotos versorgt wurden, zumal sie in Gegensatz zu uns auch mit modernster Smartphone-Technologie ausgestattet waren. Abschließend wurde noch etwas mit der Gitarre musiziert. U.a. wurde das Lied „Kind der Erde“ vom Papa und „Wie schön dass Du geboren bist“ von der Großmama gespielt und besungen.
Dank einer hervorragenden Betreuung durch das Team der Milla Hebammenpraxis durften wir somit eine wunderschöne Geburt in unserem vertrauten Wohnzimmer erleben. Es war ein emotionaler Höhenflug mit leichten Turbulenzen und einem sanften aber dennoch imposanten Flutsch durch den Zielausgang. Ein unvergessliches Ereignis wovon wir sicher noch unseren Urenkeln erzählen werden. Für uns war es zudem ein gelungener Start in ein neues Leben zu dritt. Wir sind unendlich dankbar für diese enorme Bewusstseinserweiterung. Voller Zuversicht und Vorfreude erwarten wir nun all die vielen Abenteuer sowie Herausforderungen die uns bald bevorstehen.
Ach ja, hier noch drei Empfehlungen von Büchern, die uns kurz vor der Geburt noch eine Extraportion Selbstvertrauen für eine natürliche Hausgeburt gegeben haben: Für eine positive Grundeinstellung lieferte Joe Dispenza mit seinen Buch „Ein neues Ich“ sehr praktische Meditationsanleitungen und für eine bessere spirituelle Verbindung zu unseren Kind fanden wir viele Anregungen in den Büchern von Neale Donald Walsch („Gespräche mit Gott“) sowie von Anne und Daniel Meurois-Givaudan („Die neun Schritte ins Leben“).
Mit ganz lieben Grüßen,
Lisa, Yasu und Moto
P.S.: Yasuki ist ein japanischer Name und lässt sich zu Deutsch übersetzen als „friedvolle Lebensenergie“. Wir rufen ihn „Yasu“ (sprich Jassu). J
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